Volltext: Mit Herz und Hand fürs Vaterland!

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Aus einem am 14. Januar 1915 angelangten 
Brief eines Geschützführers der Emden. 
paöang (Sumatra), 28. November 1914. 
. . . Ehe dieser Brief dich erreicht hat, wirst du wohl in der Zeitung 
gelesen haben, daß die Emden vor dem Kokos- oder Kelling-Eiland ein Gefecht 
gehabt und dabei ihren Untergang gefunden hat. Ich bin nicht unter den 
Toten und Verwundeten. Das habe ich folgendem Umstand zu verdanken. 
Zur Erläuterung muß ich noch vorher sagen, daß die genannte Insel eine 
Funkentelegraphen-Station und eine Kabel-Station hat. 
Am Montag den 9. November 1914 beabsichtigte S. M. S. Emden, 
die genannten Stationen zu zerstören. Hierzu ging vormittags um 4 Uhr 
ein Landungskorps, bestehend aus 3 Offizieren und 47 Mann, an Land. 
Dort angekommen, wurden sofort die Stationen besetzt und darauf zerstört. 
Ich kam als erster in die F.-T.-Station, sah noch, wie der englische 
Telegraphist das Notsignal abgibt. Ich rufe ihm zu: „Hände hoch!" und 
halte ihm die Pistole unter die Nase. Darauf reiße ich den Taster ab und 
stecke ihn in die Tasche. Dann ging auch ich an das Zerstören. Damit 
waren wir bald fertig, da kommt von der Emden das Signal: „Arbeit be- 
schleunigen!" Hierauf wird sofort abgebrochen und Sammeln geblasen, auf 
der Landungsbrücke angetreten und in die Boote gegangen. Aus einmal sagt 
einer: „Emden heult mit der Sirene! Dies war das Notsignal!" Die Dampf- 
pinaffe schleppt uns mit äußerster Kraft auf die Emden zu. Halb auf dem 
Wege sehen wir, wie die Emden den Anker schleppt und mit äußerster Kraft 
ausläuft. Kaum draußen, fängt sie auch schon an zu schießen, und wir sehen 
einen Engländer auf sie zulaufen. 
Auf einmal ändert sich das Bild. S. M. S. Emden dreht und läuft 
auf den Engländer zu. Dieser dreht auch und will weglaufen, aber die Emden 
hält ihn fest. Da auf einmal erwidert er das Feuer der Emden. Von der 
Emden fällt der vordere Schornstein. Von dem Engländer sind gleich bei 
der ersten Salve der Emden die beiden vorderen Schornsteine und die Kom- 
mandobrücke gefallen. Das Gefecht zieht sich nun nach dem Horizont zu, wir 
sehen noch, wie der vordere Mast der Emden fällt, darauf sind sie hinter 
dem Horizont verschwunden. 
Nun wieder zu uns. Wir fahren an Land zurück und bauen die Ma- 
fchinengewehre in sicheren Stellungen auf. Darauf hißten wir die deutsche 
Flagge auf dem höchsten Punkt der Insel, wir bringen drei Hurras auf den 
Kaiser aus und geloben ihm aufs neue, die Insel bis auf den letzten Bluts- 
tropfen zu halten. 
Unser Führer, unser erster Offizier, Kapitänleutnant von Mücke, denkt 
nun daran, die Emden wieder zu erreichen. In der Bucht der Insel liegt 
ein Dreimast-Gaffel-Schoner. Dieser wird aufgetakelt, das heißt die Segel 
werden untergeschlagen und das Schiff wird seeklar gemacht. Als dies fertig 
war, nehmen wir Proviant für 14 Tage und Wasser für acht Tage an Bord 
und fahren abends um 5 Uhr aus dem Hafen aus. Draußen sehen wir die
	        
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