Volltext: Die Brennpunkte der Schlacht im Juli 1916 I. Teil. [20/I. Teil] (Band 20 I. Teil / 1927)

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Überlegenheit, trotz der Mißerfolge der beiden ersten Tage, auf eine 
Wendung der Lage zu ihren Gunsten hoffen. War doch die deutsche 
Unterlegenheit an Geschützen, besonders schwerer Artillerie, und in der 
Luftwaffe allzu offenkundig geworden. Ebenso bestand kein Zweifel, 
daß das Zahlenverhältnis bezüglich der Maschinengewehre, Minen- 
werfer, Handgranaten und Munition überwältigend zu Gunsten der 
Engländer sprach. Selbst in der Güte ihres Materials waren sie hier und 
dort überlegen. Nur in einem war ihnen der Deutsche über — in der 
Güte des Führer- und Soldatenmaterials. Hier allein ruht, wie sich 
später augenfälliger ergeben wird, das Geheimnis des englischen Miß- 
erfolgs in der Somme-Schlacht. Das gestand man sich natürlich nicht 
oder ungern ein, am allerwenigsten im Anfang eines mit fo ungeheuren 
Mitteln vorbereiteten Unternehmens*). 
Auf deutscher Seite gab umgekehrt die über alles Lob erhabene 
Leistung der Truppe der höheren Führung die feste Zuversicht, daß der 
feindliche Ansturm auch weiterhin abgeschlagen werden konnte. Der 
am 2. 7. beim A.O.K. 2 in St. Quentin eintreffende Chef des General- 
stabes des Feldheeres, Gen. d. Inf. v. Falkenhayn, konnte sich zwar 
nicht der Notwendigkeit verschließen, der hart bedrängten Front 
Truppen, besonders Artillerie, reichlicher zufließen zu lassen. Er ließ 
sich aber, getragen von dem berechtigten Vertrauen auf die Truppe, 
keineswegs durch den feindlichen Ansturm in dem Sinne einschüchtern, 
nun auf anderen Fronten, besonders vor Verdun, von den im Gänge- 
befindlichen Operationen abzusehen. Notwendig erschien allerdings zur 
besseren Organisation der Abwehr eine Neueinteilung der Führung^ 
Oberst v. Löhberg, ein besonders erprobter Generalstabsoffizier, 
„Spezialist für Abwehrschlachten" später genannt, wurde Chef des 
Generalstabes der 2. Armee. Gen. d. Inf. v. G o ß l e r, Kommandieren- 
der General des VI. R.K., Chef des Gen.St.: Oberstlt. F r h r. v. L e d e - 
b u r, übernahm noch am 2. 7. abends in Cambrai (ab 3. 7. früh St. 
Emilie ostwärts Villers-Faucon) den Befehl zwischen Trünes-Wald und 
Somme, blieb jedoch zunächst noch dem Gen.Lt. v. S t e i n unterstellt. 
Vom 5.7. ab trat dann eine grundsätzlich neue Einteilung der 
höheren Führung ein, indem mehrere Gruppen gebildet wurden. Die 
*) Die Engländer geben jetzt den Mißerfolg auch selbst zu. Das beweist 
z.B. eine Betrachtung im „Daily Telegraph" im IM 1926 anläßlich der zehn- 
jährigen Wiederkehr der Somme-Schlacht. Danach müsse der Historiker den Sieg 
den Deutschen zusprechen. Die auf Seiten der Entente auf den Angriff ge- 
setzten großen Hoffnungen feien bitter enttäuscht worden.
	        
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