Volltext: Schopenhauers Leben, Werke und Lehre [9. Band, zweite neu bearbeitete und vermehrte Auflage] (9,2 / 1898)

BOB. 
Wille und Kausalität. 
3. Ursachen und Wirkungen. Gleichartigkeit und Verschiedenartigkeit. 
Je gleichartiger Ursachen und Wirkungen sind, um so einleuchtender 
und verständlicher ist ihr Zusammenhang und damit die Erscheinung 
selbst; je ungleichartiger dagegen beide sind, je mehr sich die Wirkungen 
von den Ursachen sondern und die Heterogeneität zwischen beiden zu 
nimmt, um so unverständlicher und dunkler werden die Dinge. Was 
die Wirkungen von den Ursachen sondert und die Ungleichartigkeit 
wie die Ungleichheit zwischen beiden ausmacht, ist nichts anderes als 
der empirische Charakter der Dinge, dessen Wirkungsart immer unter 
gewissen Ursachen hervortritt, aber nicht aus ihnen hervorgeht. Etwas 
ganz anderes z. B. sind die Ursachen, unter denen ein menschlicher 
Charakter wirkt oder handelt, etwas ganz anderes sind diese Wirkungen 
selbst. Daher gilt uns der Satz: je charakterloser die Dinge, um so 
einleuchtender und verständlicher; je charakteristischer oder charaktervoller, 
um so unverständlicher und dunkler. Es ist auch erklärlich, daß und 
warum es sich so verhält. Der empirische Charakter besteht im Wollen, 
dieses aber ist unabhängig vom Jntellect und der Causalität, als 
welche die Grundform des Jntellects ist: daher ist der Wille grundlos, 
das Grundlose aber ist irrational, d. h. unverständlich. Der obige Satz 
läßt sich demnach auch so aussprechen: je charakterloser die Dinge, um 
so rationaler; je charaktervoller, um so irrationaler. 
Da nun mit den Stufen der Welt die Individualität und Charakter 
eigenthümlichkeit der Dinge Hand in Hand geht, nach unten zu 
immer mehr und mehr abnimmt und sich verliert, nach oben zu immer 
mehr und mehr hervortritt und sich ausprägt, so folgt, daß nach 
derselben Abstufung auch die Gleichartigkeit zwischen Ursachen und 
Wirkungen, also auch die Verständlichkeit der Dinge ab- und zunimmt. 
Je höher wir auf der Stufenleiter der Wesen emporsteigen, um so 
charakteristischer werden die Dinge, um so irrationaler ihre Erscheinungen, 
um so mehr sondern sich die Wirkungen von den Ursachen, um so 
größer ist, qualitativ und quantitativ genommen, die Heterogeneität 
oder Verschiedenartigkeit beider. 
Solche Erscheinungen, die gar keinen empirischen Charakter haben, 
die bloß aus den Formen des Jntellects bestehen, aus unseren An- 
schauungs- und Denkformen, Zeit, Raum und Causalität (Grund 
und Folge), wie die Zahlen, die Figuren, die reinen Bewegungsgrößen, 
die bloßen Begriffsverhältnisse, sind das Verständlichste von der Welt
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.