Volltext: Die Lehre vom Samen der Pflanzen

Anmerkung, Doch scheint es, dass diese Flüssigkeit keine speci- 
fische und eigenthümliche Wirkung auf die Erzeugung der Pollenschläuche 
habe, indem man dieselben ebenfalls mittelst verdünnter Salpetersäure, ob- 
zwar etwas schneller, hervorzurufen vermochte. Brongniart fand sie ebenfalls 
an den im Wasser schwimmenden Pollenkörnern von Nuphar und einigen an- 
dern Pflanzen; jedoch wurde das Wasser gewöhnlich so rasch eingesogen, 
dass die Pollenkörner plötzlich bersteten und jene Erzeugung gar nicht zuliessen. 
(Desshalb wird bei regnerischem Weiter die Befruchtung gestört, und es kön- 
nen nur wenize oder gar keine Früchte ansetzen.) Ferner entstehen sie auch, 
wenn man auf die Narbe ciner Pflanze den Pollen einer andern Species, ja 
selbst von Pflanzen, die zu einer andern Wamilie gehören, bringt. So fand 
Brown das Verhalten der Pollenmasse einer Asclepiadee zur Narbe einer Or- 
chidee , die Röhre wurde cben so schnell hervorgebracht, als wenn sie mit der 
Narbe jener Pflanze in Berührung kam, von der er den Pollen genommen hatte. 
Infettem Oele geht das Austreten des Polleninhalts mehr allmählig vor sich, 
und gleicht mehr einem langsamen Ausschwitzen. 
Ss. 22, 
Die so bey Berührung der Narbe hervorgebrachten Pol- 
lenschläuche dringen in dessen Substanz ein, und zwar nicht 
durch einen besondern Canal (das zuleitende Zellgewebe, 
tissu conducteur. Brongn., canalis stigmaticus. Link) oder 
durch eigene Befruchtungsgefässe (St. Hilaire, Turpin und 
Andere), sondern gleiten längs der Inter cellulärgänge, 
die so reichlich im Zellgewebe des Griffels vorkommen, her- 
ab, und hier vergleicht Brongn. die Narbe mit einem Nadel- 
kissen voll Stecknadeln, von denen man nur die Köpfe sieht, 
weil die Nadeln selbst ganz in dem Kissen stecken (Tab. 
IE. fig. 17). Brongniart konnte sie nur durch eine kurze 
Strecke in das Gewebe des Griffels verfolgen, und glaubte, 
dass sie hier enden, und an ihrem Ende sich öffnend die in 
ihnen enlihaltene Wovilla entleeren. Die Körnchen dieser 
Fovilla gingen dann längs der Intercellulärräume (der Lei- 
tungsröhre, tube conducteur. Brongn.) in die Placenta her- 
ab, und durch die Eymündungen zum Eychen, würden hier 
von der Spitze des Eykerns aufgesogen, und dem Embryo- 
sacke zugeführt. Amici gibt (in Ann. d.sc.nat. XXI 1830. 
November) bey mehreren Pflanzen das Eindringen der Pollen- 
schläuche in die Höhle des Fruchtknotens an, betrachtet 
diesen Vorgang als ganz allgemein und nimmt überall eine
	        
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