Volltext: Nordwestafrika und Deutschland [21]

und Ausdrucksweise von der Sprache des Hinterlandes von 
Casablanca an der atlantischen Küste Marokkos kaum irgendwie 
mehr verschieden ist als pommersches von mecklenburgischem Platt¬ 
deutsch. Ganz Marokko in seiner vollen Breite, mit dem ganzen 
Lauptatlasgebirge und einem breiten Steppengebiet, liegt zwischen 
beiden Gebieten! — Auf kulturellem, insbesondere religiös-recht¬ 
lichem Gebiet sind die Übereinstimmungen zwischen Algerien und 
Marokko beispielsweise so groß, daß Kauf- und andere Rechts¬ 
urkunden im ganzen Aufbau und sogar in Einzelheiten der 
Ausdrucksweise in beiden Ländern großenteils gleichartig sind, 
während eine entsprechende Arkunde z. B. in Ägypten sehr ver¬ 
schieden aussehen würde. Die religiösen Beziehungen sind von 
Tunisien bis Marokko dann namentlich auf dem Gebiet des 
Brüderschaftswesens zwischen den einzelnen Ländern be¬ 
sonders nahe; vielfach dieselben und zwar wichtige Orden sind 
gleicherweise in Tunisien und Algerien, in Marokko und Algerien 
verbreitet, innige Fäden knüpfen sich von hüben nach drüben. 
Diese Brüderschaften sind der Schoß intellektuell beschränkter, 
fanatischer islamitischer Propaganda; zu revolutionären Bestre¬ 
bungen sind sie meist, auch aus nichtreligiösen Beweggründen, 
mehr als geneigt. Ihre Verzweigungen stehen durch schriftliche 
Botschaften und herumwandernde Ordensglieder untereinander in 
Verbindung. Die Mutterhäuser und Äauptniederlassungen ziehen 
aus größeren oder geringeren Entfernungen fromme Besucher an 
sich. Aber auch abgesehen von solchem religiös bedingten Ver¬ 
kehr finden ziemlich lebhafte Berührungen zwischen den Bewohner¬ 
schaften der verschiedenen Teile Französisch-Nordwestafrikas statt. 
Die Pilgerfahrt nach Mekka führt jährlich viele Marokkaner ost¬ 
wärts. Ein lebhafter marokkanisch-algerischer Landet begründet, 
bei dem stark entwickelten Landelsgeist der eingeborenen Marokkaner, 
mannigfache Beziehungen. Marokkanische Sachsengänger begeben 
sich — oder haben sich wenigstens bis in die jüngste Zeit be¬ 
geben — nach Algerien zu den Erntearbeiten. 1901 trafen 
Theobald Fischer und ich im Südwesten Marokkos mehrfach 
solche Trupps; in einige Lumpen gehüllt, den Stecken in der 
Land, wanderten die Leute der atlantischen Küste zu, um an 
dieser entlang und dann durch das Rifgebiet hindurch nach
	        
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