Volltext: Nordwestafrika und Deutschland [21]

zwischen den Ländern, die wir im Auge haben, auf. Äier, namentlich 
angelehnt an die bedeutenderen Gebirgsbildungen, finden fich, von 
Tunisien an bis Marokko, die Lauptwohnsitze der heutigen 
seßhaften Berbergruppen. So sehr zu warnen ist vor obersläch- 
lichen Arteilen über dies Volkselement, denen man so oft be¬ 
gegnet, so stellen die Berber zweifellos einen wichtigen, nur 
wohl zu studierenden und richtig einzuschätzenden Faktor der Be¬ 
völkerung und mithin der politischen Schicksale Nordwestafrikas 
dar. Die Idiome der verschiedenen Berbergruppen zeigen eine 
wesentlich gleiche Grammatik, im Wortschatz einen großen, gemein¬ 
samen berberischen Besitz bei starker arabischer Beimischung, aber 
in der Gestaltung des Ausdrucks sind sie mehr oder minder aus¬ 
einander gegangen. Bei diesen Verschiedenheiten spielen aber 
wieder politische Grenzen gar keine Rolle. So steht das 
Tamarrokit, die Sprache des marokkanischen Rifgebirges, dem 
sogenannten Kabylischen des Dschurdschuragebirges im Osten von 
Algier so nahe, daß man mit dem Wörterbuch eines dieser 
Idiome auch für das andere auskommt. Aber auch da, wo 
zwischen zwei Berberidiomen die Anterfchiede größer zu sein 
scheinen, befähigt die Kenntnis des einen Idioms aus jeden Fall, 
sich bald mit dem Idiom der anderen Gruppe vertraut zu machen, 
etwa ähnlich wie die Kenntnis des Spanischen für die Erlernung 
des Portugiesischen nützlich sein würde. Interessanter noch sind 
die Verhältnisse des Arabischen, das ja die allgemeine Landes¬ 
sprache in allen diesen Gebieten ist. Gewiß hat z. B. die Sprache 
der Stadt Tunis ein anderes Gepräge als die der Stadt Tanger 
oder der Stadt Fes. Aber die Bewohner aller dieser Städte 
würden sich unter allen Amständen leicht verständigen und über 
die wechselseitigen trennenden Besonderheiten nach wenigen Tagen 
ins reine kommen. Das Merkwürdige ist nun, daß vielfach auf 
dem Lande die Anterfchiede der Sprache sehr viel geringer sind 
als in den Städten. Insbesondere ist zu sagen, daß die arabischen 
Landidiome Algeriens denen Marokkos im allgemeinen sehr nahe, 
im einzelnen sogar überraschend nahe stehen. In einem Teil der 
algerischen Provinz Oran z. B., dessen Sprache von W. Martzais 
in genauester, mustergültiger Weise studiert worden ist, wird ein 
Dialekt gesprochen, der im phonetischen Gesamtbilde, in Grammatik 
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