zwischen den Ländern, die wir im Auge haben, auf. Äier, namentlich
angelehnt an die bedeutenderen Gebirgsbildungen, finden fich, von
Tunisien an bis Marokko, die Lauptwohnsitze der heutigen
seßhaften Berbergruppen. So sehr zu warnen ist vor obersläch-
lichen Arteilen über dies Volkselement, denen man so oft be¬
gegnet, so stellen die Berber zweifellos einen wichtigen, nur
wohl zu studierenden und richtig einzuschätzenden Faktor der Be¬
völkerung und mithin der politischen Schicksale Nordwestafrikas
dar. Die Idiome der verschiedenen Berbergruppen zeigen eine
wesentlich gleiche Grammatik, im Wortschatz einen großen, gemein¬
samen berberischen Besitz bei starker arabischer Beimischung, aber
in der Gestaltung des Ausdrucks sind sie mehr oder minder aus¬
einander gegangen. Bei diesen Verschiedenheiten spielen aber
wieder politische Grenzen gar keine Rolle. So steht das
Tamarrokit, die Sprache des marokkanischen Rifgebirges, dem
sogenannten Kabylischen des Dschurdschuragebirges im Osten von
Algier so nahe, daß man mit dem Wörterbuch eines dieser
Idiome auch für das andere auskommt. Aber auch da, wo
zwischen zwei Berberidiomen die Anterfchiede größer zu sein
scheinen, befähigt die Kenntnis des einen Idioms aus jeden Fall,
sich bald mit dem Idiom der anderen Gruppe vertraut zu machen,
etwa ähnlich wie die Kenntnis des Spanischen für die Erlernung
des Portugiesischen nützlich sein würde. Interessanter noch sind
die Verhältnisse des Arabischen, das ja die allgemeine Landes¬
sprache in allen diesen Gebieten ist. Gewiß hat z. B. die Sprache
der Stadt Tunis ein anderes Gepräge als die der Stadt Tanger
oder der Stadt Fes. Aber die Bewohner aller dieser Städte
würden sich unter allen Amständen leicht verständigen und über
die wechselseitigen trennenden Besonderheiten nach wenigen Tagen
ins reine kommen. Das Merkwürdige ist nun, daß vielfach auf
dem Lande die Anterfchiede der Sprache sehr viel geringer sind
als in den Städten. Insbesondere ist zu sagen, daß die arabischen
Landidiome Algeriens denen Marokkos im allgemeinen sehr nahe,
im einzelnen sogar überraschend nahe stehen. In einem Teil der
algerischen Provinz Oran z. B., dessen Sprache von W. Martzais
in genauester, mustergültiger Weise studiert worden ist, wird ein
Dialekt gesprochen, der im phonetischen Gesamtbilde, in Grammatik
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