Volltext: Nordwestafrika und Deutschland [21]

das ganze nordafrikanische Gestadeland, von der Grenze Ägyptens 
bis zum „äußersten Maghreb", d. i. Marokko. Also Libyen, 
die Kyrenaika und Tripolitanien sind auch Teile des Maghreb. 
Auch der Maghreb ist ein Ganzes, zwischen dessen Teilen, auch 
den westlichsten und den östlichsten, in mehrfacher Einsicht nahe 
Beziehungen bestehen. In diesem ganzen Gebiete sind, soweit wir 
die Geschichte zurückverfolgen können, ursprünglich Berbervölker 
heimisch, die sich in weitem Amfange, vermischt mit anderem 
Volkstum oder mehr oder minder rein, bis auf den heutigen Tag 
erhalten haben. Ihre Sprache, hamitischer Äerkunft und in ver¬ 
schiedene Dialekte zerfallend, wird heute noch in der ägyptischen 
Oase Siwa und in benachbarten Punkten, dann westwärts in 
einer Reihe inselartiger, zum Teil sehr ausgedehnter Gebiete, 
namentlich in Algerien und Marokko, gesprochen. — Am die ber- 
berischen Sprachgebiete legt sich überall heute im Maghreb 
arabisches Sprachgebiet herum. Die eigentliche Arabisierung Nord¬ 
afrikas ist viel jünger als die Eroberung des Landes durch die 
Araber. Sie setzt im wesentlichen erst ein im 11. Jahrhundert, 
als ganz bestimmte Beduinenstämme, deren Zusammensetzung und 
Ausbreitung wir genau kennen, aus Ägypten kommend Nordafrika 
überfluteten, allenthalben in den verschiedenen Küstenländern sich 
niederließen oder Weidegebiete für sich in Anspruch nahmen. Die 
weite netzartige Verteilung gleichartiger Stammeselemente über 
weite Gebiete, im Zusammenhang mit politischen und kulturellen 
Gruppierungen, hat es bewirkt, daß alle die arabischen Dialekte, 
die heute von den westlichen Toren Alexandriens an bis zur 
äußersten Grenze Marokkos gesprochen werden, ein gemeinsames 
Gepräge zeigen, das jeden einzelnen sofort als „maghrebinisch" 
erkennen läßt und ihn scharf trennt von anderen Dialekten, zum 
Beispiel vom ägyptischen oder dem syrischen. Die Maghrebiner, 
auch die ungebildetsten Bauern und Beduinen, die von der in 
allen Teilen der arabischen Welt wesentlich gleichen arabischen 
Schriftsprache wenig wissen, können sich untereinander leichter ver¬ 
ständlich machen als mit anderen Arabern. — Zu der völkischen 
und sprachlichen Gleichartigkeit des Maghreb kommen gemeinsame 
religiöse und kulturelle Bande. Nicht nur im allgemeinen der 
Islam, nicht nur dieselbe orthodoxe Kirchenform, die überall, von 
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