ist es mit eine Schuld des deutschen Volkes, das sich um diese
Gebiete so lange nicht bekümmert hat und den französischen Ein¬
fluß hier so groß werden ließ. Die „Gallomanie", die für Ru¬
mänien kein Segen war, wird von einsichtigen Rumänen schon
längst bekämpft. Sie und der „Latinitätsgedanke" in der Form
der politischen Gemeinbürgschaft der romanischen Völker verliert
bei den reifen rumänischen Politikern immer mehr an Boden.
Die Parteinahme für Rußland ist auch eine vorübergehende Er¬
scheinung, die zum guten Teil durch den rollenden Rubel veran¬
laßt wurde. Insofern die feindliche Stellung vieler Rumänen
durch den Gegensatz gegen die ungarische Rumänenpolitik hervor¬
gerufen wurde, wird ein kluges und gerechtes Vorgehen auch
diesen Mißton beseitigen können. Wird dies unter deutschem
Einfluß geschehen, so wird es zur Befestigung der Verhältnisse
nur beitragen. Daß wir Deutsche für Rumänien schon lange
Verständnis besitzen, hat bereits Dahn bewiesen, da er vor Jahr¬
zehnten seine Schrift „Eine Lanze für Rumänien" schrieb.
Von höchster Bedeutung ist der Anschluß der Türkei und
der anderen orientalischen Völker an unseren Deutschen Krieg.
Auch sie treten nun in die deutsche Kulturgemeinschaft ein; auch
sie werden fortan, wenn unsere Politik klug ist, England und
Frankreich ihre Tore sperren. Damit eröffnen sich überaus
günstige Aussichten für unsere Beziehungen im Osten, für unsere
Kulturbestrebungen, für unseren Lande!.
So haben die Verhältnisse in der letzten Zeit einen überaus
günstigen Amschwung genommen. Freilich hat der Krieg uns
auch überaus schwere Wunden geschlagen. Es ist nicht die Auf¬
gabe dieser Zeilen, auf eine allgemeine Darstellung und Würdi¬
gung derselben einzugehen. Anstrem engeren Stoffkreise ent¬
sprechend, fassen wir auch bei dieser Frage nur wieder den Osten
ins Auge.
Ansere Ansiedlungen in den Karpathenländern und wohl auch
am Balkan haben großen Schaden erlitten. Roch können wir
dessen Amfang nicht übersehen. Doch liegen darüber Nachrichten
aus Slawonien, der Bukowina und Galizien vor, die sehr be¬
trübend sind. Die Frage über das Schicksal dieser Kolonien
erscheint so überaus wichtig für die Belange des deutschen Ge¬
samtvolkes und unserer verbündeten Staaten, daß sie hier ausführ¬
licher erörtert werden muß.
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