wurde die Amtssprache; deutsche Handwerker und Kaufleute ließen
sich nieder; die großen Orte erhielten deutsche Stadtordnung.
Auch nach dem Aufhören der Militärverwaltung blieb das deutsche
Wesen aufrecht, obwohl die Bukowina für 60 Jahre mit Gali¬
zien vereinigt wurde. Trotzdem die Deutschen nur etwa ein Zehntel
der Landesbevölkerung ausmachen, nahmen doch die größeren Orte
der Bukowina, vor allem die Landeshauptstadt, deutschen Charakter
an. Die allgemein verbreitete Verständigungssprache wurde die
deutsche; sie herrscht auch in Amt und Schule vor. Den Deutschen
verdankt die Bukowina, daß sie rasch die benachbarten Gebiete
kulturell überflügelte. Es ist immerhin bemerkenswert, daß schon
vor 70 Jahren Czernowitz als Kleinwien bezeichnet wurde und
daß man die Bukowina die deutsche Kulturoase im Osten nannte.
Äundert Jahre nach der Besetzung des öden Landes, in dem
die geistige Bildung gleich Null war, konnte die deutsche Uni¬
versität in Czernowitz eröffnet werden, die einem allgemein empfun¬
denen Bedürfnisse entsprach und sich gut entwickelte!
Daraus ist zu ersehen, daß die deutsche Kulturkraft auch noch
in der jüngsten Vergangenheit überaus günstige Erfolge erzielen
konnte, und zwar nicht nur zum einseitigen deutschen Vorteile,
sondern auch zum Segen anderer Nationen. Welch schöne Er¬
folge hätten auch in den anderen Karpathen- und Balkanländern
erreicht werden können! Leider hat sich die Kolonisation nicht
genügend kräftig entwickelt. Einer der Gründe war die Schwierig¬
keit der Gewinnung von brauchbaren Ansiedlern. Deutschland
hatte seine überschüssige Kraft massenhaft über See geschickt, auch
als verkaufte Söldner; der Abwanderung nach dem Osten legten
die Fürsten Schwierigkeiten in den Weg. Dazu kam, daß im
19. Jahrhundert die deutschen Fürsten und das deutsche Volk
andere Sorgen hatten als die Weiterförderung dieses verheißungs¬
voll begonnenen Werkes. Franzosennot, Verfaffungskämpfe, schlie߬
lich der Bruderkampf um die Vorherrschaft in Deutschland nahmen
alle Kräfte in Anspruch.
Wir stehen den Ereignissen von 1866 heute ruhig abwägend
gegenüber. Wir wissen den Wert des geeinigten „Kleindeutschlands"
zu würdigen; aber wir wissen auch, daß dieser Erfolg mit der
Auseinanderreißung des deutschen Volkes teuer erkauft worden
ist. Der Kampf und der Krieg um die Vorherrschaft haben —
wie dies nicht anders sein konnte — auch einen Keil zwischen die