Volltext: Dordrecht [1/2]

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und Gliederung des Muntpoortje, die an den noch etwas mythischen 
Cornelis Bloemaert, den Terwenschüler, erinnert, möchten die Formen der 
Groothovfdspoort kühner, fast brutal erscheinen. Man fühlt hier ein 
Pathos, das noch nicht voll aus einer inneren Notwendigkeit entsprang, 
das noch nicht ganz Lendrik de Keyzers Eigentum war. Man hört 
gewissermaßen die Formensprache der Hochrenaissance, den ersten Klang 
des Barock — doch ist es ein Stammeln, dem der gewaltige Fluß, 
den wir von Italien her kennen, fehlt. Dieses ins Barock transponierte 
antikisierende Element ist de Keyzer nicht in Fleisch und Blut über 
gegangen. Es ist eine Spaltung in seinem Stil — besonders in seinen 
Architekturen — ein nordisches und ein südliches Element und trotz 
seiner ernsten Bemühungen, wie bei der Westerkerk in Amsterdam (1620), 
ist es ihm niemals geglückt, diese beiden Elemente in eine Einheit zu ver 
schmelzen. In der Groothovfdspoort ist jetzt das Museum Oud-Dordrecht 
untergebracht; außer einer für die Geschichte der Stadt wichtigen Samm 
lung erwähnen wir nur ein geschnitztes Lolzrelief, das jetzt über einem auf 
gebauten Kainin angebracht ist (Taf. 18); der Schnitzer hat den bekannten 
Kupferstich „Die Männerschlacht" Sb. S. Behams ins Lolz übertragen 
(vergl. E. Waldmann „Die Nürnberger Kleinmeister" (Meister der 
Graphik, Band V, Leipzig 1918) T. 33). Obschon inan auch bei diesem 
Relief Terwen als Arheber nennen wollte, scheint die nudelige, knotige 
Formgebung des Nackten vielmehr auf einen anderen Meister hinzudeuten 
und man hat daran gedacht, das Relief zu dem Delfter Bildhauer Willen: 
Danielsz Tetrode (2. Hälfte des 16. Jahrhunderts) in Beziehung zu 
bringen, dessen plastische Arbeiten wir allerdings nur aus Beschreibungen 
und zeitgenössischen Stichen kennen. 
Nach der Groothovfdspoort durch die Wijnstraat mit ihren vielen 
Giebelhäusern aus verschiedenen Epochen, über den Schefferplatz mit der 
nicht sehr gelungenen Statue des Malers und durch die malerische enge 
Kolfstraat, erreichen wir die Museumstraat, wo das Sandsteinportal des 
Altfrauenhauses (Taf. 14), wenn es auch nicht mit dem Stil der Groot- 
hoofdspoort zusammengeht, doch in seiner romantisch-klassizistischen Aus- 
fassung — die auch aus den Inschriften wie „vite, vapor“ spricht — an die 
Schöpfungen Hendrik de Keyzers erinnert. Sieben Jahre später (1625) als
	        
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