Volltext: Dordrecht [1/2]

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„Triumphen" zusammensetzt. Die ersten acht Paneele zeigen den trium 
phalen Einzug Karl V., der am 2!. Juli 1540 in Dordrecht stattgefunden 
hatte. Der Triumphwagen mit den allegorischen Figuren folgt genau den: 
bekannten Dürerschen Holzschnitt des Triumphes Kaiser Maximilians. 
Die nächsten acht Reliefs stellen römische Triumphzüge dar, die dem 
ersten entgegen gehen (u. a. ist die Geschichte des Mucius Scaevola vor 
geführt). An der anderen Seite geht in einem großen, durchgehenden Zug 
der Triumph Christi und des Glaubens vorüber. Nach den Hauptpersonen 
des alten Testaments kommt von den Evangelistentieren gezogen Christi 
Siegeswagen, der einen zweiten Wagen mit dem Höllenrachen, dem ge 
fesselten Satan und dem geflügelten Tod in Ketten hinter sich nachschleppt. 
Es folgen dann weibliche und männliche Heilige, Chorknaben, Mönche, 
Nonnen und Geistliche und eine symbolische Darstellung des Sakraments 
auf einem Triumphwagen. Der Papst, Kardinäle und Bischöfe schließen 
die Prozession. 
Im Laufe der Jahrhunderte hat das Monument sehr gelitten. Im 
Jahre 1661 beabsichtigte der Kirchenrat, das Ganze wegzuräumen, und 
nachdem in der Franzosenzeit die konskribierten Soldaten, die in der 
Kirche untergebracht waren, ihre Freude und Llnlust an dem Monument 
ausgelassen hatten, wurde sogar ein Verkauf des Gestühles als Brenn 
holz geplant. 1882 ist es aber wieder etwas instand gesetzt worden; doch 
wurde das Eichenholz offenbar sehr roh behandelt, sodaß die weiche Holz- 
narbe weggerieben ist und die Reliefs durch die dunklere stehengebliebene 
harte Narbe bizarr gestreift sind. Die feinen Llmriffe und die Finessen 
der Schnitzereien sind verschwunden; dennoch kann man deutlich wenigstens 
zwei Hände erkennen, deren eine den nördlichen, die andere den südlichen 
Fries gearbeitet hat. Das Relief an der nördlichen Seite verrät einen 
Meister, der der Holzschnitztechnik völlig Herr ist und seine Vorlagen, 
offenbar italienische oder stark italienisierende und deutsche Stiche, mit 
großer Sicherheit und mit Geschick ins Dreidimensionale übersetzt, wenn 
ihm auch — wie es bei holländischen Künstlern oft geschieht — das sichere 
Gefühl für organische Struktur bisweilen fehlt (man betrachte z. B. 
daraufhin die Beine der Pferde!); der Triumph Christi hingegen fällt 
sofort durch seine aufgelockerte Komposition auf, durch eine gewisse Mono-
	        
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