und Silbermünzen befinde, und beschlossen, Winckelmann am Tage der
Abreise zu berauben. Am 8. Juni in der zehnten Vormittagsstunde
führte Archangeli dieses Vorhaben auch aus. Winckelmann wurde dabei
durch sieben Messerstiche schwer verletzt und erlag noch an demselben
Tage um 4 Uhr nachmittags den erhaltenen tödlichen Wunden. Arch-
angeli entfloh, ohne dass es ihm gelungen war, den Raub zu vollführen;
er wurde jedoch am 14. Juni verhaftet und zum Tode durch das Rad
verurteilt, welches Urteil man am 20. Juli auf der Piazza grande vollzog.
Winckelmanns Leichnam wurde in der Gruft einer Bruderschaft beigesetzt
und war es infolgedessen später nicht mehr möglich, seine Gebeine zu
ermitteln. Erst in den 30er Jahren ging man daran, dem berühmten
Forscher und Kunstkenner ein Denkmal zu setzen und so zu sühnen,
was man bei seinem Tode versäumt hatte.
Die Stadt nördlich vom Corso.
Vom Ausgangspunkt unserer Wanderung, dem Börsen¬
platz, aus durchquert in Östlicher Richtung der Corso
(Via del Corso), Triests wichtigste und eleganteste Geschäfts¬
strasse, die Stadt. Südlich von ihm klimmen die engen
Gassen der Altstadt in unregelmässigem Gewirre die Lehne
des Kastellberges hinan, nach Norden zu breitet sich die
Maria Theresien -Neustadt mit ihren geraden,
rechtwinklig sich schneidenden Strassen bis gegen den Süd¬
bahnhof hin aus. Ihr wenden wir uns nunmehr zu.
Neben der Alten Börse mündet die schmale Via Canale
piccolo, die zur Piazza Tommaseo und der in den letzten
Jahren ansehnlich verbreiterten Riva Carciotti führt. Links
reicht weit in das Meer hinaus der Molo S. Carlo, an
welchem die zwischen Triest und Venedig verkehrenden
Dampfer anlegen. Der mit breiten Quadern gepflasterte
Molo wurde schon unter Maria Theresia aufgeführt und
nach einem 1740 hier versunkenen Kriegsschiffe San Carlo,
das man trotz aller Anstrengungen nicht zu heben vermocht
hatte, benannt.
Auf der nordwärts ziehenden Riva Carciotti passieren
wir an der Ecke der ersten Strasse die griechisch-orientalische
Kirche S. Nicolö, einen äusserlich anspruchlosen, 1819
vollendeten Bau, dessen Inneres durch seinen überaus reichen
Schmuck umsomehr überrascht. Jen seit der nächsten von
rechts kommenden Strasse das Hotel de 1 a Ville,
Aveiterhin rechts der prächtige Pal. Carciotti, mit säulen¬
gegliederter Fassade und Kuppel. Seme Nordseite grenzt
an den unter Maria Theresia erweiterten, 1756 vollendeten
Canal grande, der 18 m breit und 372 m lang die Maria