Volltext: Der Weltkrieg der Dokumente

Der Neue Kurs. 1890—1901 
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jener Vorschlag jetzt angenommen habe, mit allen etwa noch weiter 
erreichbaren Modifikationen und lediglich versuchsweise“. Der 
deutsche Botschafter in Petersburg sollte dort darlegen, „wie unsere 
sachlichen Bedenken gegen den Schiedsgerichtsvorschlag zwar nicht 
entkräftet wären,“ daß aber gleichwohl der Kaiser, um dem Kaiser 
Nikolaus einen Beweis treuer Freundschaft zu geben, sich entr 
schlossen habe, den Grafen Münster in der mitgeteilten Weise zu 
instruieren 1 . Der Kaiser machte zu diesem grundlegenden Schreiben 
Bülows die Schlußbemerkung: „Ich habe in Wiesbaden versprochen, 
dem Zaren zu einer befriedigenden Lösung meine Hülfe angedeihen 
zu lassen! Damit er sich nicht vor Europa blamiere, stimme ich dem 
Unsinn zu! Aber ich werde in meiner Praxis auch für später mich 
nur auf Gott und mein scharfes Schwert verlassen und berufen!“ 
Dann fügte der Monarch noch einen schwer wiederzugebenden 
Ausdruck hinzu, der seinen ganzen Unwillen über die Haager Kon 
ferenz erkennen ließ. In Wirklichkeit aber ist der Monarch dem 
Gedanken einer friedlichen Lösung aufkommender Konflikte stets 
treu geblieben und hat bald darauf, als die Beschlagnahme deut 
scher Dampfer während des Transvaalkonfliktes zu einer deutsch 
englischen Auseinandersetzung führte, selbst die Einsetzung eines 
Schiedsgerichtes vorschlagen lassen. 
Am 29. Juli 1899 wurde die Konferenz in feierlicher Sitzung ge 
schlossen. Ein Schreiben Bülows an den Kaiser vom 20. Dezember 
1899 vermittelt uns das Schlußergebnis der ersten Haager Konfe 
renz, soweit Deutschlands Standpunkt in Betracht kommt 1 2 . 
Graf Münster hat die Konferenz scharf verurteilt und darin 
nur die Absicht erblickt, die Wehrkraft der europäischen Staa 
ten zu schädigen, ihre Unabhängigkeit durch Schiedsgerichte zu 
schwächen, den kleineren Staaten größeren Einfluß zu gewähren 
und die Großen durch die Kleinen zu neutralisieren. Man müsse 
doch, meinte er, mit geistiger Blindheit geschlagen sein, wenn man 
an die Aufrichtigkeit des Zaren und seiner Ratgeber glauben wolle 3 . 
Kaiser Wilhelm II. hat den russischen Konferenzgedanken als den 
albernen Streich eines träumerhaften Knaben gekennzeichnet 4 . Für 
Deutschland war das Ergebnis der Konferenz, daß nach dem über 
einstimmenden Votum der maßgebenden Ressorts der Beitritt 
Deutschlands zu der „Konvention über die friedliche Beilegung der 
internationalen Konflikte“, sowie zu der „Konvention über die An 
wendung der Genfer Konvention auf den Seekrieg“ für unbedenk 
lich gehalten wurde. Auch die „Konvention betreffend die Gesetze 
und Gebräuche des Landkrieges“ wurde angenommen, ebenso wie 
1 Or. Pol. Nr. 4320. 
2 Or. Pol. Nr. 4354. 
s Or. Pol. Nr. 4351. 
* Or. Pol. Nr. 4320.
	        
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