Volltext: Taschenbuch der Alpenpflanzen

6 Einleitung. 
treffen eine Auslese unter den Strahlen des Sonnen¬ 
lichtes, indem sie die chemisch wirksamen, ultravioletten 
Strahlen zurückhalten. Gerade an ihnen ist das Alpenlicht 
sehr reich, wie wir an seiner Wirkung auf unserer Haut 
merken. Demgemäß ist die Alpenflora eine ausgesprochene 
Lichtflora. 
Der hohen Strahlungsintensität des Alpenlichtes steht 
eine ebenso energische Ausstrahlung des Nachts gegenüber, 
die die Alpenpflanzen ständiger Frostgefahr aussetzt. Freilich 
wirkt die Sonnenwärme so stark auf den Boden ein, daß 
dessen Wärme durchschnittlich und verhältnismäßig höhere 
Beträge erreicht als in der Ebene. Das ist ein Haupt¬ 
unterschied zwischen dem Klima der Alpen und der Arktis. 
Die stetig scheinende aber schwache Sonne des Polar¬ 
tages vermag die zeitweise unterbrochene, aber 
intensive Strahlung des Alpenlichtes nicht aufzu¬ 
wiegen, die Bodenwärme hebt sich nicht über die Luft¬ 
wärme. Das umgekehrte ist in den Alpen der Fall. Und 
daraus zieht die Flora Nutzen. Die relative Armut der 
arktischen Flora an Blütenpflanzen gegenüber den Alpen 
erklärt sich daraus. 
Ein wesentlicher Faktor des alpinen Klimas liegt in 
den Windverhältnissen vor. Das ist um so mehr zu ver¬ 
stehen, wenn man bedenkt, daß die mittlere Windgeschwin¬ 
digkeit die der Ebene übertrifft. Dazu kommt die starke 
Wirkung örtlicher Wirbel. Diese Tätigkeit des Windes 
äußert sich für die Alpenflora besonders in seinen großen 
mechanischen Leistungen: Sie schließt hochwüchsige Bäume 
und Sträucher aus und verursacht den sog. Windschliff 
namentlich der Polsterpflanzen, denen förmliche „Glatzen" 
angeblasen werden. Als Schleifpulver wirken vor allem 
kleinste Eiskristalle („Eisnadelgebläse"), aber auch mitge¬ 
führter Sand. Indirekt schädigend wirkt der Wind vor 
allem durch Wegblasen der Erdkrume. „Wo die organi¬ 
schen Verwesungsstoffe stets fortgeweht, feinere Erdteil¬ 
chen verblasen, ja selbst viertelpfundschwere Steinplatten
	        
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