Volltext: Festschrift zur Eröffnung der Neubauten der Tabakfabrik Linz

Grundsätzliches zur Anlage und baulichen Gestaltung 
der Tabakfabrik Linz 
Von Architekt Professor Alexander Popp. 
Ist ein Werk vollendet, so steht es mit einer Selbstverständlichkeit vor dem Beschauer, 
der meint, es müßte eben so sein und nicht anders. Das Angesicht des Baues, seine 
Festigkeit, die Aufgabe, die er zu erfüllen hat, sie finden eben in dieser Form ihren Aus¬ 
druck. Den Werdegang eines solchen Werkes kennen nur die, die mitgeholfen haben 
durch ihres Geistes oder ihrer Hände Arbeit, daß Linien und Zahlen lebendige Wirk¬ 
lichkeit wurden. 
Die Organisation des ganzen Fabrikationsbetriebes war die Grundlage für die 
Situierung der Gebäude zueinander. Bei aller Bindung durch vorhandene Bauten, bei 
der Forderung nach unbeschränkter Aufrechterhaltung der Erzeugung war immerhin die 
Möglichkeit verschiedenartiger Lösung gegeben. Der Grunderwerb an der Südseite des 
Fabrikgeländes schuf die Voraussetzung für die Anlage des Zigarettenfabrikations¬ 
gebäudes, das längs der Ludlgasse errichtet wurde. Die Begrenzung der Grundparzellen 
im Südosten und die beabsichtigte Regulierung und wesentliche Verbreiterung der Straße 
ergaben eine Bauflucht mit einer Reihe von Bruchpunkten. Hätte sich die Form des Geländes 
streng dieser Flucht angepaßt, so würde schwerlich ein erfreulicher Anblick der Gebäude¬ 
front an der Ludlgasse erreicht worden sein. So wurde denn der Südostteil des Ge¬ 
bäudes, um diese Bruchlinien zu vermeiden, in eine Kurve gelegt, die ihren Abschluß 
findet in dem aufragenden Stiegenhaus, das im Osten der Baumasse Halt gibt und die 
Verbindung zum niederen Seitentrakt herstellt, der den Obergang zu den geringeren 
Höhen der Speicherbauten schafft. In der Ecke, welche die Hauptfront mit dem Anbau 
bildet, liegt die Lösehalle, die aus betriebstechnischen Gründen Oberlichtbeleuchtung 
erhielt. 
Haben so Gelände und Bauflucht die Lage des Zigarettenfabrikationsgebäudes 
bestimmt, so waren für seinen Aufbau Widmung der Räume und Konstruktion ma߬ 
gebend. Durchgehende Arbeitssäle, an den Stirnwänden des Gebäudes und an der 
Nordseite vorgebaute Stiegenhäuser mit Aufzügen und Nebenanlagen sind typisch für 
die Grundrißgestaltung. Das Stahlskelett als Tragwerk bedingt eine besondere Aus¬ 
bildung des umschließenden Mauerwerks, das von Stockwerk zu Stockwerk durch den 
Skelettbau getragen wird, so seiner tragenden Funktion entkleidet ist und nur mehr Hülle 
darstellt. An dieses umhüllende Mauerwerk werden nur in wärmetechnischer Hinsicht 
ganz besondere Anforderungen gestellt, da in den Fabrikationssälen aus betriebs¬ 
technischen Gründen ein ungemein hoher Feuchtigkeitsgrad herrschen muß. Eine ganze 
Reihe eigener Einrichtungen und Vorrichtungen mußte hier erstmalig vorgesehen werden. 
Das Vorrücken der Außenmauer vor die Konstruktion ermöglichte die Durchführung 
der äußeren Fenster in einer Flucht und dadurch erscheint die horizontale Gliederung 
des Bauwerks stark betont, die nur dort unterbrochen wird, wo Stiegenhäuser aufragen 
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