Volltext: Die Handschrift 490 der Studienbibliothek in Linz [Textteil] ([Textteil] / 1989)

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reich differenziert" die Binnengliederung der 
Gewänder entsteht durch das Aufsetzen weißer Lichter, 
wobei sich gerade und bogenförmige, mehr oder weniger 
parallel zueinander verlaufende Linien mit ovalen, 
sichel- oder halbkreisförmigen und dreieckigen Flächen 
abwechseln (Abb. 155 und 157). Diese aufgehellten Stellen 
suggerieren zwar eine Bewegung im Stoff, ein Auf und Ab 
der Stoffoberfläche, jedoch kommt es nirgends zu einer 
Knitterung des Gewandes, zu einer "Auflockerung der 
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Stoffmassen" , oder gar zu einer Betonung der 
stofflichen Eigenständigkeit des Gewandes gegenüber dem 
Körper. (So führen auch nur stellenweise einzelne dünne, 
modellierte Faltenstege um die Körper der Figuren herum.) 
Zusammenfassend kann also festgehalten werden, daß 
der Miniator der Baumgartenberger Handschrift wie die 
Illuminatoren des Seitenstettener Missales Anregungen 
der sogenannten "Gaibana"-Werkstatt verarbeitet, wobei er 
die italo-byzantinischen Elemente mit einer 
Gestaltungsweise vereint, die den nördlich der Alpen 
maßgebenden Zeitstil reflektiert, und auch die 
Gesichtstypen abwandelt. So dürfte also auch Linz 490 von 
einem Künstler illuminiert worden sein, der wie die 
Miniatoren des Missales aus der mutmaßlichen nordalpinen 
"Filiale" der "Paduaner" Malerwerkstatt hervorging. 
8.8. Datierung der Handschrift Linz 490 
Daß "paduanische" Künstler im Gebiet des heutigen 
Österreichs tätig waren, erklärt Hänsel-Hacker durch die 
Ernennung Wladislaws von Breslau, der in Padua studiert 
hatte, zum Salzburger Erzbischof. Sie vermutet, "daß 
dieser Mann (...) einige Künstler der ihm gewiß bekannten 
Paduaner Malerschule an seine neue Wirkungsstätte 
mitbrachte"^ . Da die Ernennung Wladislaws zum 
Erzbischof 1265 erfolgte, wird auch der Beginn der
	        
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