Volltext: Die Handschrift 490 der Studienbibliothek in Linz [Textteil] ([Textteil] / 1989)

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verbindet die beiden Miniaturen auch die Art, wie der 
Bart wieder gegeben ist - durch das Nebeneinandersetzen 
vieler feiner Farbstriche die rote Konturierung der 
Augen - wodurch der Linie die Härte genommen wird (beim 
"Deus pater" allerdings sind die Augenkonturen stärker 
akzentuiert) - und das Nachziehen der Linie des 
Nasenbeins in Rot. Darüberhinaus entsprechen einander 
aber auch gewisse Details des Gesichtstypus, wie der 
spitze Oberlippenbart (den auch die Christusfigur im 
Seitenstettener Missale aufweist (Abb. 152)), die 
weißgehöhte, V-förmige Falte zwischen Nase und Mund, die 
rechteckige Unterlippe, das durch einen kurzen Bogen 
bezeichnete Kinn; auch charakterisiert die 
Figurengestaltung des Paduaner Epistolars jenes "Motiv" 
des ovalen Schattens am Hals, das auch die Christusfigur 
in Linz 490 (Abb. 141) aufweist. Man vergleiche dazu 
weiters die Darstellung eines Märtyrers im Epistolar 
(Abb. 159). 
All diese Details der Gesicht stypik sowie die 
Farbigkeit des Inkarnats dürfte der Miniator der 
Baumgartenberger Handschrift von der "Paduaner" 
Malerschule übernommen haben. Trotzdem aber weicht der 
allgemeine Gesichtstypus seiner Figuren von denen der 
"paduanischen" Maler ab, wie sich an der 
Gegenüberstellung des Christus (und des "Deus pater") in 
unserem Codex (Abb. 141 und 146) mit den Christusfiguren 
des Paduaner Epistolars zeigt (Abb. 160): Unterschiedlich 
ist etwa die Gesichtsform - im Epistolar ist sie ovaler, 
der Christus in Linz 490 hat eine etwas breitere und 
höhere Stirn; auch sind in der Paduaner Handschrift die 
Augen der Figuren viel runder und die Nasen im 
allgemeinen kürzer als in der Baumgartenberger 
Handschrift. 
Unterschiede zeigen sich aber vor allem in der Art 
der Gewandgestaltung. Im Paduaner Epistolar ist die 
Gewandoberfläche "durch feines, weißes Faltengeriesel
	        
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