Volltext: Die Handschrift 490 der Studienbibliothek in Linz [Textteil] ([Textteil] / 1989)

49 
"Flatibus orbe tonant hii quat(t)uor imperiales 
horum qui quoque volant sunt octo ministeriales." 
Die Darstellungen in den Medaillons inner- und außerhalb 
der Scheibe sind demnach als die vier Hauptwinde 
("imperiales") und die acht Nebenwinde ("ministeriales") 
zu deuten. Die vier Hauptwinde, Auster, Zephyrus, 
Apapartias und Affliotes sind mit den vier 
Himmelsrichtungen gleichgesetzt. Dazwischen sind 
Affricus, Aquilo, Chorus, Euroauster, Euronothus, 
Vulturnus, Eurus und Curcius angeordnet, deren Namen in 
den Ringen stehen, die die an der Scheibe angesetzten 
Kreise umgeben. Als Winde sind die Köpfe und Figiirchen im 
übrigen auch durch von ihren Mündern ausgehende rote 
Strahlen, die das Blasen von Luft wiedergeben sollen, 
charakterisiert. 
Die Benennungen der Winde und ihre Anordnung 
entsprechen der zwölfstrahligen Windrose, die unter 
anderem von Isidor von Sevilla (ca. 560 bis 633) 
beschrieben wird^^, dessen auf antiken Überlieferungen 
fußende "Libri ethymologiarum" und "De natura rerum" die 
wichtigste Grundlage für das mittelalterliche Weltbild 
darstellten. 
Auf die verschiedenen Eigenschaften der einzelnen 
Winde, die in dem anonymen Gedicht und auch bei Isidor 
beschrieben werden^\ wird in unserer Darstellung durch 
die Körper- beziehungsweise die Gesichtsfarbe der 
Windpersonifikationen hingewiesen. So hat der warme 
Südwind (Auster) ein gelbrötliches Inkarnat, während die 
kühleren oder kalten Ost- , West- und Nordwinde mit 
einer grünlich-bräunlichen Hautfarbe dargestellt sind. 
Der austrocknende Vulturnus und der warme Euroauster sind 
dunkelbraun, der milde Euronothus und der Chorus, der im 
Osten Wolken aufziehen läßt, während es in Indien heiter 
ist, haben ein rosafarbenes Inkarnat; Affricus und Eurus, 
die Gewitter und Regen bringen, weisen eine hellbraune,
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.