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"Flatibus orbe tonant hii quat(t)uor imperiales
horum qui quoque volant sunt octo ministeriales."
Die Darstellungen in den Medaillons inner- und außerhalb
der Scheibe sind demnach als die vier Hauptwinde
("imperiales") und die acht Nebenwinde ("ministeriales")
zu deuten. Die vier Hauptwinde, Auster, Zephyrus,
Apapartias und Affliotes sind mit den vier
Himmelsrichtungen gleichgesetzt. Dazwischen sind
Affricus, Aquilo, Chorus, Euroauster, Euronothus,
Vulturnus, Eurus und Curcius angeordnet, deren Namen in
den Ringen stehen, die die an der Scheibe angesetzten
Kreise umgeben. Als Winde sind die Köpfe und Figiirchen im
übrigen auch durch von ihren Mündern ausgehende rote
Strahlen, die das Blasen von Luft wiedergeben sollen,
charakterisiert.
Die Benennungen der Winde und ihre Anordnung
entsprechen der zwölfstrahligen Windrose, die unter
anderem von Isidor von Sevilla (ca. 560 bis 633)
beschrieben wird^^, dessen auf antiken Überlieferungen
fußende "Libri ethymologiarum" und "De natura rerum" die
wichtigste Grundlage für das mittelalterliche Weltbild
darstellten.
Auf die verschiedenen Eigenschaften der einzelnen
Winde, die in dem anonymen Gedicht und auch bei Isidor
beschrieben werden^\ wird in unserer Darstellung durch
die Körper- beziehungsweise die Gesichtsfarbe der
Windpersonifikationen hingewiesen. So hat der warme
Südwind (Auster) ein gelbrötliches Inkarnat, während die
kühleren oder kalten Ost- , West- und Nordwinde mit
einer grünlich-bräunlichen Hautfarbe dargestellt sind.
Der austrocknende Vulturnus und der warme Euroauster sind
dunkelbraun, der milde Euronothus und der Chorus, der im
Osten Wolken aufziehen läßt, während es in Indien heiter
ist, haben ein rosafarbenes Inkarnat; Affricus und Eurus,
die Gewitter und Regen bringen, weisen eine hellbraune,