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13. Jahrhunderts wohl hin und wieder auf, sie können aber
in keinen direkten Zusammenhang zur Baumgartenberger
Handschrift gesetzt werden. Ebensowenig hängt der
Gewandstil von Linz 490 mit der mittelrheinisch
beeinflußten Variante des "Zackenstils" zusammen, die
etwa ab dem siebenten Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts in
der österreichischen Malerei zur maßgebenden Stilrichtung
wurde. Die oberitalienischen Einflüsse hingegen lassen
sich konkret mit einer bestimmten Malerwerkstatt in
Zusammenhang bringen, die allgemein als "paduanisch"
bezeichnet wird, und von deren Anwesenheit nördlich der
Alpen eine ganze Reihe von Werken zeugt.
So wurde offenbar für die malerische Ausstattung der
in Baumgartenberg geschriebenen und rubrizierten
Handschrift, deren Darstellungen möglicherweise auch
einer typischen Zisterzienserikonographie entsprechen,
ein fremder Künstler herangezogen. Es wäre denkbar, daß
der auf f. 9r unseres Codex dargestellte Benediktiner
mönch Gerardus dieser Maler gewesen ist.
Aus der engen stilistischen Verwandtschaft der
Miniaturen in Linz 490 mit manchen Darstellungen im
Seitenstettener Missale ergibt sich der einzige konkrete
Anhaltspunkt für eine genauere Datierung des
Baumgartenberger Codex. Da das Missale um 1265 datiert
wird, muß man, mangels anderer Kriterien für eine
genauere Bestimmung der Entstehungszeit unserer
Handschrift, annehmen, daß auch sie etwa zu diesem
Zeitpunkt angefertigt worden ist.