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die einige innerhalb der Baumgartenberger Buchkunst eine
Sonderstellung einnehmende Miniaturen enthält, eng mit
den folgenden Lagen des Codex zusammenhängt, konnte daran
aufgezeigt werden, daß der einzige Zierbuchstabe dieses
Teils, eine kleinere, mit "Fleuronne"-Ornament verzierte
Initiale, hinsichtlich des Formenvokabulars und der
Komposition des Ornaments genau manchen der "Fleuronnes"
entspricht, die die verschiedenen Textabschnitte
innerhalb der einzelnen Kapitel der "Historia
scholastica" hervorheben, obwohl er in der Farbigkeit von
diesen abweicht. (Darüberhinaus findet sich im Hauptteil
der Handschrift an einer Stelle ein Ornament, das auch in
der Farbkombination mit dem "Fleuronnfe" der ersten Lage
übereinstimmt.)
Die Untersuchung der dem Bibelabriß des Petrus
Pictaviensis beigegebenen Schemata ergab, daß diese ein
bestimmtes Ausstattungsprogramm für das "Compendium"
darstellen, das nur in einigen wenigen Handschriften mit
diesem Textinhalt zu finden ist. Diese Codices hängen
vermutlich alle von derselben Vorlagehandschrift ab,
worauf einerseits die bis in Einzelheiten gehende
Ähnlichkeit zwischen einigen von ihnen, andererseits ihr
geographischer Zusammenhang - mit Ausnahme eines in Lyon
aufbewahren Codex, dessen Herkunft unbekannt ist, stammen
alle aus dem ostbayerisch-donauösterreichischen
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Bereich - schließen lassen . Es wurde außerdem die
Vermutung ausgesprochen, daß diese Ikonographie im
Zisterzienserbereich entwickelt worden sein könnte. Dafür
spricht einerseits die Tatsache, daß zwei der vier
Codices, in denen sich Parallelen für die Ausstattung des
Baumgartenberger "Compendium" finden lassen, in
Zisterzienserklöstern entstanden sind - die Provenienz
der dritten ist wie gesagt nicht bekannt, die vierte
stammt aus einem AugustinerChorherrenstift; andererseits
entsprechen die in Linz 490 enthaltenen Schemata des
Baumes der Tugenden und des Baumes der Laster im