Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1938 (1938)

„Ich erstick!" wimmert Mäusi, 
„wenn wir nicht herauskönnen aus 
der Maussalle!" 
Zwischen den Gitterstäben sich 
durchquetschen, ist unmöglich. Fred 
vergräbt das Gesicht in den Hän¬ 
den. Er kann das tränenüber- 
strömte Mäuslein gar nicht an¬ 
schauen. 
„Wir wollen erst essen und her¬ 
nach uns schlafen logen." Mäusi er¬ 
widert gar nichts, holt die Sardi¬ 
nenbüchsen, Len Speck, das Brot. 
„Wenn Leute vorübergehn, wer¬ 
den sie uns befreien," flüstert Fred 
und schiebt das Tischchen zum Fen¬ 
ster, um gewiß niemanden zu über¬ 
sehen. 
Das erste Wochenend mahl! . . . 
Fred würgt die Bissen, Mäusi 
schluckt wie eine zum Tod Verur¬ 
teilte. „Ich hab so Durst," lispelt 
sie. Zwanzig Schritt vom Haus 
plätschert ein munteres Quellchen. 
Dann stehn die zwei stundenlang 
am Auslug. Mäusi knabbert Kapu¬ 
zinerkresseblätter, um den rasenden 
Durst zu übertäuben. In wunder¬ 
sam friedlicher Feierstille geht der 
Mond über den Baumwipfeln auf. 
So bricht diese langersehnte, mär¬ 
chenhaft schöne erste Wochenend¬ 
nacht an . . . Schließlich senken sich 
beide Köpfe, der braunlockige und 
der braunstichlige, aufs Fenster- 
gitter und die Müden schlafen ein. 
Am Morgen kommen Kirchgän¬ 
ger in der Nähe vorbei. „Vater, 
dort am Fenster hängen zwei," 
wundert sich der Waldbub. 
„Um Gottes willn, die haben sich 
umgebracht," kreischt die Mutter. 
„Oder die RaUbersband von 
Tiefental war da," vermutet das' 
Dirndl. 
Schnurstracks rennen die vier ins 
Dorf und erzählen die Schauder- 
mär. Dreiviertel Dorf zieht nun 
aus, bewaffnet mit Heugabeln und 
Knotenstöcken, hinterher schieben 
sie noch die Feuerspritze, weil man 
aus Zeitungen erfuhr, daß solche 
von Nutzen sei, um hartnäckige 
Räuber zu überrumpeln. Erwar¬ 
tungsvoll aufgeregt eilen sie dem 
Wochenendhaus zu. 
Den Alten läuft's kalt über den 
Rücken, den Jungen kribbelt Aben¬ 
teurerlust von den Fingern bis zu 
den Zehenspitzen. „Dort hängen f 
noch immer," weist der Wäldlerbub 
nach dem Fenster. „Ohne Lärm 
vorrücken, damit wir etwan die 
Böswicht er erwischen," komman¬ 
diert der Feuerwehranführer. 
„Denn das ist ausgemacht, daß nie- 
Gimtessgsn 
Der Herrgott öurch öie Iluren -gebt. 
Denn unter seinem Schuhs steht 
Dis Sout. 
Anö wogenöe Ähren werben Brot 
Änö helfen öen Menschen uns öer Mot 
Zn schwerer Heit. 
^Tttö unter öen Ähren Blumen erblühn. 
Die flüstern, wenn Menschen vorübergehn. 
°S)om Z-rntesegen. 
Zümtvaud Sintici, Sci6 
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