„Ich erstick!" wimmert Mäusi,
„wenn wir nicht herauskönnen aus
der Maussalle!"
Zwischen den Gitterstäben sich
durchquetschen, ist unmöglich. Fred
vergräbt das Gesicht in den Hän¬
den. Er kann das tränenüber-
strömte Mäuslein gar nicht an¬
schauen.
„Wir wollen erst essen und her¬
nach uns schlafen logen." Mäusi er¬
widert gar nichts, holt die Sardi¬
nenbüchsen, Len Speck, das Brot.
„Wenn Leute vorübergehn, wer¬
den sie uns befreien," flüstert Fred
und schiebt das Tischchen zum Fen¬
ster, um gewiß niemanden zu über¬
sehen.
Das erste Wochenend mahl! . . .
Fred würgt die Bissen, Mäusi
schluckt wie eine zum Tod Verur¬
teilte. „Ich hab so Durst," lispelt
sie. Zwanzig Schritt vom Haus
plätschert ein munteres Quellchen.
Dann stehn die zwei stundenlang
am Auslug. Mäusi knabbert Kapu¬
zinerkresseblätter, um den rasenden
Durst zu übertäuben. In wunder¬
sam friedlicher Feierstille geht der
Mond über den Baumwipfeln auf.
So bricht diese langersehnte, mär¬
chenhaft schöne erste Wochenend¬
nacht an . . . Schließlich senken sich
beide Köpfe, der braunlockige und
der braunstichlige, aufs Fenster-
gitter und die Müden schlafen ein.
Am Morgen kommen Kirchgän¬
ger in der Nähe vorbei. „Vater,
dort am Fenster hängen zwei,"
wundert sich der Waldbub.
„Um Gottes willn, die haben sich
umgebracht," kreischt die Mutter.
„Oder die RaUbersband von
Tiefental war da," vermutet das'
Dirndl.
Schnurstracks rennen die vier ins
Dorf und erzählen die Schauder-
mär. Dreiviertel Dorf zieht nun
aus, bewaffnet mit Heugabeln und
Knotenstöcken, hinterher schieben
sie noch die Feuerspritze, weil man
aus Zeitungen erfuhr, daß solche
von Nutzen sei, um hartnäckige
Räuber zu überrumpeln. Erwar¬
tungsvoll aufgeregt eilen sie dem
Wochenendhaus zu.
Den Alten läuft's kalt über den
Rücken, den Jungen kribbelt Aben¬
teurerlust von den Fingern bis zu
den Zehenspitzen. „Dort hängen f
noch immer," weist der Wäldlerbub
nach dem Fenster. „Ohne Lärm
vorrücken, damit wir etwan die
Böswicht er erwischen," komman¬
diert der Feuerwehranführer.
„Denn das ist ausgemacht, daß nie-
Gimtessgsn
Der Herrgott öurch öie Iluren -gebt.
Denn unter seinem Schuhs steht
Dis Sout.
Anö wogenöe Ähren werben Brot
Änö helfen öen Menschen uns öer Mot
Zn schwerer Heit.
^Tttö unter öen Ähren Blumen erblühn.
Die flüstern, wenn Menschen vorübergehn.
°S)om Z-rntesegen.
Zümtvaud Sintici, Sci6
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