Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1938 (1938)

Glaubt er denn wirklich, daß das 
Walzerschreiben so im Handumdre¬ 
hen ginge. Er war überzeugt, daß 
der Bub mit seinen Ideen glatt 
ins Wasser fallen werde... Ge¬ 
schähe ihm übrigens ganz recht! 
Warum wollte er gescheiter sein 
als der Vater...? 
Johann Strauß jun. hatte unter¬ 
dessen ein Orchester von 15 Mann 
zusammengestellt, geübt und ge¬ 
probt. Der „Mutterherz"-Wal,zer 
hatte einen anderen Namen erhal¬ 
ten: „Gunstwerber". Es geschah 
dies auf Wunsch der Mutter. 
• Sie wollte nicht, daß der Vater 
unnötig gereizt werde. Alsbald 
prangte in den Wiener Zeitungen 
eine Ankündigung, derzufolge sich 
Johann Strauß jun. die Ehre gab, 
am 15. Oktober 1844 in Dommayers 
Kasino in Hietzing eine musikalische 
Soiree Zu veranstalten, bei der 
außer Ouvertüren und Opern- 
pidcen auch mehrere seiner eigenen 
Kompositionen vorgetragen wer¬ 
den ... 
Die Ankündigung schlug zündend 
bei den Wienern ein. Sofort bilde¬ 
ten sich zwei Parteien: die eine für 
den Vater, die andere für den 
Sohn. Letztere war entschieden in 
der Mehrheit. Als der Dag der 
Aufführung kam, strömte alles, 
was in Wien Interesse sür die bei¬ 
den Strauß hatte, zum Dommayer. 
Das Lokal war gesteckt voll. Dro¬ 
ben auf dem Podium stand der 
junge Strauß, begrüßt von einem 
Beifallssturm, unter den sich aller¬ 
dings auch einige Zischlaute misch¬ 
ten. Am Programm standen vier 
eigene Kompositionen, darunter 
der Walzer ,-Gunstwerber", dann 
die „Lorelei-Rheinklänge" seines 
Vaters und eine Ouvertüre. Mit 
feuriger Begeisterung Handhabte 
der junge Meister den Bogen und 
sein Spiel und seine Leitung nebst 
den ausgezeichneten Leistungen 
seiner Kapelle riß alle Zuhörer zu 
großen Ovationen hin. Aus diesen 
Beifallsstürmen heraus zwang sich 
den Wienern die Ueberzeugung 
aus, daß nunmehr ein neuer Stern 
am Wiener Walzerhimmel ausge¬ 
gangen war, ein Stern erster 
Größe, der die bisherigen Sterne 
(Lanner und Strauß Vater) an 
Leuchtkraft erheblich überragte. 
Nach jenem ersten Abend war 
Strauß vor seine Mutter hingetre¬ 
ten: „Na, Mutterl, was sagst? Hab 
i mei Sach' net gut gemacht? 
Siehst, so sind wir Strauß alle: 
wir können nun einmal nicht aus 
unserer Haut heraus! Die Musik 
liegt uns im Blut und nur bei ihr 
können wir glücklich sein! Hab' 
Tank, Mutterl, daß du das früh¬ 
zeitig erkannt hast und wenn ein¬ 
mal die Welt von mir träumt und 
singt, dann soll auch niemals ver¬ 
gessen werden, daß du, mein liebes 
Mutterl, es warst, die mir den 
Weg zu meinem Glück gewiesen 
hat!" 
Ja, sein vielgeliebtes Mutterl 
hat der von glänzenden Erfolgen 
umrauschte Walzerkönig nie ver¬ 
gessen. Es war einer seiner schön¬ 
sten Charakterznge, daß er ihr alle¬ 
zeit mit zärtlicher Liebe anhing 
und ihr reichlich vergalt, was -sie in 
schweren Zeiten sür ihn getan. 
Und der Vater? Der sah schlie߬ 
lich ein, daß der „Mistbub" doch et¬ 
was konnte. Ta reichten sich dann 
auch Vater und Sohn bewegt die 
Hand zum Frieden und zur Ver¬ 
söhnung. 
Eine tierfreundliche Familie. 
„Die Müllers sind aber völlig aus 
den Hund gekommen!" 
„Das ist doch kein Wunder? Der 
Mann hat abwechselnd einen Affen und 
einen Kater, die Frau hat einen Bogel 
und der Tochter Haben sie einen Floh 
ins Ohr gesetzt, daß sie sich für ein gro¬ 
ßes Tier hält und wie ein Pfau öaher- 
stolziert!" 
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