Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1933 (1933)

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Das Schaf: „Der Riepl nimmt öle Thrine nicht" 
Der Bock: „Aber die Thrine nimmt den Riepl! — Meck, meck, 
meck!" 
D i e K u h: „Wie geht die Geschichte weiter mit der Dhrine und 
dem Riepl?" 
Der Bock: „Bei der Hochzeit hat er Flausen, nach vierzehn 
Tag 's Grausen, nach einem Vierteljahr tut sie ihn Hussen, und übers 
Jahr kriegt er Pumpernussen." 
D i e K u h: „I st's wahr? Jst's wahr?" 
Bock und Ochs und Kalb: „Aufs Haar, aufs Haar, aufs 
Haar." 
Es entstand eine lange Pause. Der Riepl ballte die Fäuste. Am 
liebsten wäre er herausgesprungen und hätte den Bock bei den 
Ohren genommen. Aber er wagte nicht, sich zu regen. Jetzt sagte 
die Kuh: 
„Die Stund ist aus, gute Nacht!" 
„Gute Nacht! Gute Nacht!" schollen viele Stimmen durchein¬ 
ander. Zuletzt kam noch der Bock: Mute Nacht! Meck, meck . . . 
Glückseliges neues Jahr! Meck, meck!" 
Dann herrschte Stille. Nach langer Zeit stieg der Riepl vorsich¬ 
tig ans dem Barren und kroch auf allen Vieren aus dem Stalle. — 
Als er fort war, wurde es lebendig. Drei dunkle Gestalten kamen 
hinter Len Futterkrippen Hervor und hielten sich den Bauch vor 
Lachen. Es waren der Bauknecht des Tengelhofers und zwei Bur¬ 
schen aus der Nachbarschaft. 
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Am nächsten Tage, beim seitliche» Weihnachtsmahl, saß der 
Blaser-Riepl wie ein begossener Pudel Hinter dem Tische. Er schaute 
weder links noch rechts, steckte seine Nase tief in die Schüssel und 
sprach kein Wort. Me anderen Dienstboten neckten und stichelten, — 
der Bauknecht lachte, daß ihm die Tränen über die Wangen rollten. 
Da reichte Dhrine, die Stalldirn, dem Riepl einen süßen Krapfen 
herüber und sagte: 
„Aber, Riepl, d u machst heut ein LeichenHittergesicht! — Da, 
iß einen süßen Krapfen — der hilft gegen Herzbrennen!" 
Der Riegel wurde puterrot, riß den Kops in die Höhe, warf 
der Thrine ihren Krapfen mitten ins Gesicht und schrie: 
„Alte Matter, du garstige — mich kriegst nicht, und magst dein 
Katzenauge noch so scheinheilig verdrehen!" 
Die Thrine spreizte ihre Finger auseinander und wollte dem 
Angreifer in die Haare schießen,- aber Nandl hielt die Rasende zu¬ 
rück und sagte vorwurfsvoll zum Großknecht: 
„Riepl, was treibst denn? Bist ganz aus dem Häusl?" 
Da schrie der Riepl aus vollem Halse: 
„Larve, du falsche! . . . Mit dir red' ich überhaupt Nichts mehr, 
— kannst einen andern foppen und dir selber das Maul machen — 
wir sind miteinander fertig, ein- für allemal!"
	        
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