Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1931 (1931)

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Fläche des Sees den grünen Rahmen seiner Berge widerspiegeln 
läßt, dann herrscht geisterhafte Ruhe. 
Da kam vor vielen Fahren ein „Kraner" über den Almsee 
geschritten und fragte im Försterhaus, wem denn die schöne glatte 
Wiese gehöre, auf der er soeben gegangen sei. Als die Leute ihm 
sagten, -aß er über den See gekommen sei, erwachte er aus seinem 
Traumzustande und fiel ohnmächtig nieder. Wir haben hier ein 
interessantes Seitenstück zum bekannten „Reiter über den Bodensee". 
Wir aber sind erdenschwere Menschen und können daher den 
geraden Weg üebr den See nicht machen, sondern müssen den Krüm¬ 
mungen des Seeusers folgend, einen allerdings sehr hübschen Um¬ 
weg machen, um zum Ziele unserer Wanderung, dem Seehanse, zu 
gelangen. 
Der weiße Würfel fügt sich in seiner bescheidenen Bauart gut 
in das Landschaftsbild. Was würde auch Menschenkunst auffallen 
können, da die Natur in Verschwenderischer Fülle ihre Schönheiten 
ansgegossen hat. Der kleinen Sonnenuhr des Seehauses entspricht 
noch eine ganz andere, riesenhafte Himwelsuhr. Der Elfer-, Zwöl¬ 
fer- und Einser- und Zweierkogel bezeichnen den Standort der 
Sonne in den Mittagsstunden und ersparen dem Holzknecht die 
Taschenuhr. Zur Zeit der Winter- und Sommergleichesonnenwende 
steht die Sonne genau mit 11, 12, 1 und 2 Uhr über den genannten 
Bergen. Acht Tage vor und nach der Wintersgleiche geht die Sonne 
scheinbar zweimal des Tages auf und unter, weil sie beinahe eine 
halbe Stunde um die Mittagszeit hinter dem Zwölferkogel zu ver¬ 
weilen scheint und dann neuerdings zum Vorschein kommt. Der 
mächtige .Woising, früher Wolsssing genannt, mit seinen verwirren¬ 
den „Griabn", scheint beinahe das kleine Seehaus zu erdrücken. Da¬ 
neben aber ist der Himmel voller Feigen, denn der anstoßende Berg 
heißt Feigentalhimmel und erst zu Hause lesen wir bei Pillwein 
(II., S. 115) etwas ernüchtert, daß der richtige Name Fichtentalhim- 
mel heißt. An den Feigentalhimmel schließt sich der Htmmelslein- 
kogel an, dessen Name aber heute verschollen ist. 
Vom See aus hört man — merkwürdigerweise aber nur in 
einer sommerlichen Mondnacht — ein prachtvolles Echo. Es wird 
vom nördlichen Seeufer aufgenommen und nach einer kleinen Pause 
zurückgeworfen. Dann wechselt es noch einmal, aber immer lang¬ 
samer, bis es in den fernen Gebirgen verhallt. 
Das Seehaus hat seinen eigenen Hausberg. Auf diesem heißt 
ein Land merkwürdigerweise Baumgarten, obwohl der ganze Berg 
kaum bewachsen ist. 
Der Meierhof um das Seehaus heißt die Schweiz. Ein Abt des 
Stiftes Kremsmünster, der selbst ein gebürtiger Schweizer war, 
berief aus der Schweiz Leute, die dann die Milch- und Käsewirt- 
schast aufnahmen. Das Kohlenkar hat seinen Namen offenbar von 
der Gewinnung von Holzkohle. Der Lasselberg heißt so, weil er ein¬ 
gelascht, das heißt mit Laschen, Zäunen umgeben war. So ist bei¬ 
spielsweise auch Lasberg bei Freistadt zu erklären. Das Pumpsen- 
kar hat feinen Namen von den Pumpsen. Unter Pumpsen versteht
	        
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