Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1931 (1931)

48 
der Hetzau, der Au, in der die Hetzjagd, heute würde man sagen, die 
Treibjagd abgehalten wurde. Das Wild wurde mit Hunden aus der 
Hetzau gegen die Habernau und die Jlsankwiese (Jnfang?) getrie¬ 
ben. Die Einsattlung gegen die Bernerau, richtig die Bärenau, 
wurde durch einen Treiberring geschlossen!, daher heißt der Ueber- 
gang nach Steyrling noch der Ring. 
Auf unserer Wanderung zum Almsee kommen wir zu einem 
freien Platze, der Habernau, non wo wir eine prachtvolle Aussicht 
auf die Kette des Prielgebirges genießen können. Die Habernau 
hieß früher Habenau. Ueber den Sinn des Wortes ist schon viel 
gestritten worden. Meines Erachtens ist der Name aus dem Mittel¬ 
hochdeutsch zu erklären,' habe-stat heißt Wohnung, habhaft ist jener, 
der mit einem Besitze versehen ist. Eine Habenau ist also eine An, 
in der ein Besitz, und zwar ein freier, von den Herrschaften unab¬ 
hängiger Besitz vorhanden ist. Dies ist ja bekanntlich! auch heute 
noch der Fall. 
Habenau wird vom Brandkogel beherrscht. Schon der Name 
deutet auf eine alte Besiedlung, der Wald wurde durch Brand aus¬ 
gerodet und urbar gemacht. Wenn man in den Felsen des Brand¬ 
kogels herumklettert, findet man die schönsten Bergaurikeln (Peter- 
gstam). Der Name dieser vielbegehrten SchlUsselblumenart, ohne 
die kein Bursche bei der „Seinigen" erscheinen mag, geht auf den 
hl. Petrus zurück. lHöfler: Wald- und Baumkult. S. 30). St. Peter 
wird am 29. Juni gefeiert. Viele Berge tragen seinen Namen, eben¬ 
so viele Brunnen. Mit dem Petersschlüssel wurde die Bißwunde 
von einem tollen Hunde ausgebrannt. Alpenpflanzen sind 
nach Petrus benannt. Ich erinnere an Petergstam und 
Peterbart. Wie fast alle Uebernehmer heidnischen Kultinven¬ 
tars aus den ersten Zeiten des Christentums, so erhielt auch 
St. Peter als Nachfolger Wotans einen Spottnamen: Schwarzpeter, 
Saupeter. Peter und Paul ist „aller Wetter Herren Tag". 
Von der Habernau wandern wir weiter zum Schwarzbrunn, wo 
das Weißeneckertal einmündet. Der Berg zwischen diesem Tale und 
dem Becken des Almsees heißt Ameisstein. Der Name ist uralt, denn 
schon im 15. Jahrhundert wird der Ameisstein beim Albenflusse dem 
Kloster Kremsmünster geschenkt. (Pillwein: II., S. 405.) Wir haben 
in Oesterreich eine ganze Reihe von Ameisbergen, Amesedt, Ames- 
berg. Adlwang hieß Maria unterm Ameishaufen. Es geht nicht 
an, alle diese Namen aus der Ameise zu erklären. Auf unserem 
Ameisstein am Almsee sind nicht mehr Ameisen als anderswo. Viel¬ 
leicht ist die Ameisau die äußerste Au, sie ist ja wirklich!die entlegen¬ 
ste von den fünf ehemals klösterl. u. dann kaiserl. fünf Auen, auf die 
wir noch zu sprechen kommen. Vielleicht ist aber an die germanische 
Göttin Jse oder Eisen zu denken. Wenn dies richtig ist, dann be¬ 
kommen auch Schwarzenbrunn und Weißeneck eine mythologische 
Bedeutung. Guido von List (Pipara: II., S. 68) erklärt den Schwar¬ 
zenbach als den Bach der Todesgöttin Hebe und den Weißenbach 
als den des Lebens, der Frau Holle. Es ist natürlich schwer, diese 
allgemeine Erklärung einfach auf die Grünauer Verhältnisse zu
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.