Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1931 (1931)

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Das Befinden des Kindes ist vollständig befriedigend. Als 
der Fremde geht, gibt er Schwester Caritas in einem verschlossenen 
Umschlag eine bedeutende Summe für den Retter. 
Am Abend des gleichen Tages fuhren Vater und Kind heim, 
ohne zu wissen, daß man die Nachricht ihrer Rückkehr dorthin gemel¬ 
det hatte. Als sie den Zug verließen, stand der kleine Bahnhof voll 
von Menschen und ein Jubel ohne Maß und Ende empfing den 
Knaben und seinen braven Vater. Unter der Menge stand auch ich 
und bot Felix die Hand, ihm Glück zu wünschen zu seiner Tat. Seine 
Wangen erröteten, als er meine Worte hörte. Dazu hob er den 
Blick und sein Auge wurde feucht. 
„Der Heiland im Tabernakel hat mir geholfen. Zu ihm hab ich 
gerufen: „Wunderbarer Jesus!" und er hat mich erhört. Einen 
Augenblick später ist der Zug stillgestanden und sie waren gerettet." 
Da mußte ich tun, was ich tat: Ich zog den Jungen an mich und 
küßte ihn. Ich war so reich, ich war in Gott so stolz auf dieses Kind. 
„Wenn du wieder zur Schule kommst, mußt du uns alles er¬ 
zählen, Felix. Alles ganz genau," 
Er nickte und verschwand. — 
Die Kunde von der Tat des Knaben nahm ihren Weg bis zum 
Eisenbahnministerium. Ein Betrag von 200 Gulden lief bei Vater 
Scheichl ein und ein Schreiben, das der Mann mit den Worten in 
der Lade barg: „Bub, behalt es dir als wertvolles Andenken, doch 
mehr zur Freude muß dir das Bewußtsein bleiben: Der Herr¬ 
gott hat dich zum Werkzeug der Rettung für so viele auserwählt." — 
Felix, erinnerst du dich des Tages noch, als du zum erstenmal 
in der Klasse erschienst und wir alle deiner warteten. Deine Mit¬ 
schüler hatten deinen Schnlplatz mit Blumen geschmückt und aus der 
Tafel standen geschrieben die Worte: „Grüß Gott, lieber Felix! Wir 
freuen uns und danken Gott, daß du wieder bei uns bist!" — Ich 
richtete einige Worte an dich und an deine Kameraden und sah, wie 
sie allen zu Herzen gingen, vor allem dir. Dann kamst du heran 
und mußtest erzählen. Es war so still in der Klasse, daß man einen 
Falter fliegen, eine Nadel fallen gehört hätte. Dein Bericht klang 
so einfach und ohne alle Selbstgefälligkeit, daß uns deine Tat nur 
noch schöner erschien und du selbst uns nur noch lieber wurdest. Als 
du von Jesus sprachst, vom Wunderbaren im Tabernakel, wurde 
deine Stimme weich. Uns war, wir sähen dich, wie du an der Stelle 
gestanden, wo du den Zug daherkommen gesehen durch die Nacht und 
nur noch einen Helfer wußtest, den Heiland, zu dem du riefst. Uns 
allen war, der Wunderbare im Tabernakel stehe in unserer Mitte 
und frage: „Sagt selber, kann ich ein Gebet, das so innig und ver¬ 
trauensvoll zu mir fleht, unerhört lassen? Ich mußte helfen, schon 
des Glaubens dieses Kindes willen .. ." 
Am Ende des Unterrichtes gingen wir alle zur Kirche und knie¬ 
ten am Speisegitter nieder und dankten dem milden König und 
Helfer im Tabernakel. Dann gingst du heim, der Alltag nahm seinen 
Weiterweg, und im Laufe der Jahre kam das Leben über dich mit 
Freud' und Leid, wie es über alle kommt. Doch hell und strahlend
	        
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