Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1931 (1931)

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Tatsache ist, -atz der Kronprinz von Serbien, Alexander, die 
Mörder des österreichischen Thronfolgers kannte, und daß er schon 
im Jahre 1912 ein Attentat auf den österreichischen Banus von 
Kroatien mit Geld unterstützt hatte. Tatsache ist ferner, daß der 
russische Gesandte in Belgrad, von Hartwig, im Juli 1914 im Emp¬ 
fangssalon des österreichischen Gesandten Freiherrn von Gieß! 
vom Schlag getroffen zusammenstürzte, als Gießl aus den Unter¬ 
suchungsakten über den Mord in Sarajewo Hartwig ei« Schriftstück 
mit dessen Unterschrift vorwies, aus dem hervorging, daß Hartwig 
von dem Plane der Ermordung Franz Ferdinands Kenntnis hatte. 
Schon bei Beginn der österreichischen Manöver in Bosnien 
befürchtete man in Deutschland und Oesterreich ein Attentat auf 
Franz Ferdinand, in den Ententeländern, das heißt in eingeweihten 
Kreisen derselben, erwartete und erhoffte man dasselbe. Im serbi¬ 
schen 'Staatsarchiv, welches von den Bulgaren von Nisch nach Sofia 
gebracht wurde, fand sich ein Konzept des russischen Gesandten in 
Belgrad, aus dem offenkundig wird, daß man in Petersburg die 
Meldung eines Attentates schon mehrere Tage früher erwartet 
hatte. 
Kriegsvorbereitungen Englands schon im Frühjahr 1914. 
Wie schon erwähnt, befand sich der serbische Kronprinz im 
März 1914 in London. Intime dortige Kreise erhielten durch ihn 
Kenntnis von dem für den Sommer geplanten Attentat auf den 
österreichischen Thronfolger. Im Zusammenhang damit muß es als 
sehr auffällig bezeichnet werden, daß in England längst vor dem 
Attentat Vorkehrungen troffen wurden, welche eine gewisse Kriegs¬ 
bereitschaft kundtun. So wurde die Flotte nach ihren Frühjahrsma¬ 
növern nicht demobilisiert, sondern in Bereitschaft gelassen. Eine 
Frau B. H. machte den Zeitungen die Mitteilung, daß schon im 
April 1914 an die britischen Offiziere in Indien der Befehl ergan¬ 
gen sei, ihre Frauen auf Kriegsschiffen nach Haufe zu schicken. Auch 
sei schon im April 1914 eine englische Abteilung zum Marsch auf 
Bagdad in Basra versammelt gewesen. Laut der vom Bremer 
Volksbund „Rettet die Ehre" herausgegebenen Schrift über „Die 
Kriegsschuld Englands" hatte die englische Zeitschrift „John Bull" 
im Jahre 1914 ein Aktenstück photographisch wiedergegeben, dem zu 
entnehmen war, daß für die Ermordung Franz Ferdinands bei 
Ankunft des Mörders in Belgrad 1000 Pfund gezahlt werden soll¬ 
ten, weitere 1000 Pfund dann nach Vollendung der Tat. Im Zusam¬ 
menhang hiermit ist nicht ohne Interesse, daß Oberst von Xylander 
in München der Presse mitteilte, daß ihm aus zuverlässiger Quelle 
bekanntgeworden sei, es sei im Februar 1914 ein Transport von 
fünf Millionen Franken in Goldmünzen und Silberbarren von 
Paris aus an das serbische Militärarsenal gesandt worden. 
Ein wichtiger Verdachtsgrund für Englands Anteil und 
Schuld an der planvollen Vorbereitung des Weltkrieges lieferte 
Fred Conybeare durch eine Mitteilung an die Zeitschrift „Foreign 
Affair". Conybeare, Professor in Cambridge, knüpft an eine sehr 
wichtige -Enthüllung an, welche in den veröffentlichten Denkwür-
	        
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