Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1931 (1931)

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den Führer der irischen Unabhängigkeitsbewegung, beiseite zu schaf¬ 
fen. Adler Christensen sagte aus, ein englischer Agent hätte den 
Verkehr zwischen ihm und dem englischen Gesandten am norwegi¬ 
schen Hof Findlay vermittelt. — Soweit jene auf einen Bericht aus 
Kopenhagen zurückgehende Pressenachricht. 
Der Leiter der griechischen Politik Venizelos, einer französi¬ 
schen Loge angehörend, vertrat die Interessen der Alliierten,' er er¬ 
strebte Griechenlands Eintritt in den Krieg auf seiten der Alliier¬ 
ten. König Konstantin von Griechenland beabsichtigte jedoch nicht, 
die Neutralität aufzugeben und entließ Venizelos. Ende Februar 
1916 wurde nun in Athen von der Geheimpolizei ein gewisser Atha- 
nas Kuzior verhaftet, der sich verdächtig gemacht hätte. Die Haus¬ 
suchung förderte eine große Menge von Goldgeld zutage, über deren 
Erwerb sich Athanas nicht ausweisen konnte,' auch eine in englischer 
und französischer Sprache geführte Korrespondenz, die bedenkliche 
Verbindungen mit Paris und London auswies, fand man bei Atha¬ 
nas. Bald darauf scheint ein Attentat beinahe gelungen zu sein. 
Ende Mai 1916 meldete die „Mvrningpvst" aus Paris, daß man 
daselbst in den Wandelgängen der Kammer kein Hehl daraus mache, 
daß König Konstantin durch einen Dolchstich verletzt worden sei. 
Die fortgesetzten Verletzungen der griechischen Neutralität durch 
England sind bekannt: Besetzung von griechischen Gebietsteilen 
iSaloniki) und griechischer Inseln, dazu eine grausam durchgeführte 
Hungerblockade. Ebenso schürten die Ententestaaten in Athen fort¬ 
gesetzt gegen den König Konstantin und seine Regierung und führ¬ 
ten schließlich dort die Revolution durch, nachdem die Attentate auf 
den König nicht gelungen waren. Im Jänner 1916 beschuldigte die 
Regierungspresse in Athen Venizelos, daß er mit dem englischen 
Gesandten gegen die Dynastie arbeitete. Ein von den Oesterreichern 
ausgefangener Brief des englischen Gesandtschaftssekretärs zu 
Athen verbreitete sich darüber, daß es erstrebenswert sei, den König 
abzusetzen und die Republik auszurufen. Venizelos, der früher kein 
größeres Vermögen befaß, wurde infolge von englischen Unterstüt¬ 
zungen einer der reichsten Männer Griechenlands. Im Jänner 
1916 starb der dem König ergebene Ministerpräsident Theotokis 
ganz plötzlich,' von Athener Zeitungen wurde der Verdacht ausge¬ 
sprochen, daß derselbe einer Vergiftung zum Opfer gefallen sei. Im 
Februar 1916 veröffentlichte eine Zeitung in Sofia l„Kambana" > 
einen Brief aus Athen, wonach Venizelos fortgesetzt zu Aufständen 
gegen den König aufwiegele und er dabei eifrigst vom englischen 
Gesandten Ellivt unterstützt werde, mit dem er fast täglich in seinem 
Hause oder in der englischen Gesandtschaft zusammenkomme. Im 
Juli 1916 wurde die Umgebung von Tatoi, der Sommerresidenz des 
Königs Konstantin, in Brand gesteckt, so daß 32 Personen verbrann¬ 
ten und der König selbst sich nur mit knapper Not retten konnte. 
Man kam im Laufe des Jahres 1916 noch mehreren Verschwörungen 
gegen das Leben des Königs auf die Spur, bis endlich am 12. Juni 
1917 der König gezwungen wurde, seine Abdankung zu erklären. 
Ueber den früheren russischen Minister Witte, einen ganz be¬ 
deutenden und tatkräftigen Politiker, sagt Pal6ologue, der franzö-
	        
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