Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1930 (1930)

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Er schaut in Sie Zukunft. Immer wieder das gleiche sieht 
er: Tausende Kinder, die ihm entgegenkommen und flehen, er möge 
ihr Kinderfreund sein- hundert Kranke, die auf seine Ankunft war¬ 
ten, daß er ihre Sündenschuld von der Seele wegnehme, ihnen das 
Himmelsbrot breche und den Frieden mit Gott verkünde- hundert 
Sterbende, die er begleitet ans der Fahrt in die Ewigkeit wie da¬ 
mals den Freund oben in der Einsamkeit der Berge. 
So gehen die Tage dahin im Beten und Kampf, bis er, ohne 
daß es jemand weiß, dem Lärm der Stadt entflieht und hinaufflüchtet 
in den Hochwald, wo in heiliger Stille Kloster und Wallfahrtskirche 
stehen. Dort legen sich nach reiflichem Sichselbstprüfen und nach 
LandwirtschaMiche Idylle. 
ernster Beratung mit einem priesterlichen Freund die stürmenden 
Wellen seines Herzens. — 
Jetzt hat Vinzenz seinen Brief an die Mutter beendet. Morgen 
früh wird sie ihn öffnen und in seligem Jubel die Worte des Sohnes 
lesen: Ich will Priester werden! 
Er legt das Schreiben in den Umschlag und gibt es dem Boten 
mit, der am Morgen zu Tal steigt. 
Durchs Fenster leuchtet die Sonne herein. Die Vögel jubi- 
liren im Garten. 
Ist auch Ostern längst vorüber: Im Herzen des jungen Man¬ 
nes singen tausend Osterglocken.
	        
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