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lene an seinem Herzen, bald überfiel ihn ein blutheißes Mitleid,
bald drückte das Gefühl der Schande zentnerschwer auf ihn, bald
nagte wieder der gimmige Zweifel an seiner Seele. Wohl hatte ihm
die Gattin bei Gott und allen Heiligen geschworen, daß sie unschul¬
dig sei, und er glaubte es ihr auch- aber oft, wenn er allein war,
und namentlich in den langen, schlaflosen Nächten drängten sich ihm
all die Verdachtsgründe, all die belastenden Zeugenaussagen wie
Gespenster vor den Geist und dann würgte ihn die Angst, daß er
glaubte, ersticken zu müssen. Himmel, wenn sie doch schuldig war V
Es sprach ja vieles, vieles gegen sie. Nein, nein, er glaubte es nicht,
er wollte es nicht glauben. Und zehn Jahre lang sollte die unglück¬
liche arme Marialene im Kerker verbringen! Nein, das überlebte
sie nicht, gewiß starb sie früher im Strafhaus, und sie kanten in die-