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Schritt Machte er noch in die große Wohnstube, tupfte mit dem Fin¬
ger in das Weihbrunnkrüglein und spritzte das geweihte Wasser ge¬
gen das Hinterstübchen hin,' dann wankte er durch die Haustüre,
draußen zog er den Gurt fester und rannte, als ob er von Hunden
gehetzt würde, den Berg hinab.
Das Ende der Geschichte ist kurz und merkwürdig. Als das
Mariele aus seinem Dämmerzustände aufwachte, verlangte es gleich
nach dem Franzl. Man sagte ihm, er wäre fortgegangen- einen an¬
deren Doktor zu holen, und werde sobald als möglich wieder kom¬
men. Des war die Kranke zufrieden. In der Nacht setzten ihr die
Krampfanfälle iMmer öfter und stärker zu, am nächsten Morgen er¬
löste sie endlich der Tod von dem harten Leiden. Bei ihrem Be¬
gräbnis, drei Tage nachher, war der Franzl Nicht zugegen. Und er
konnte auch nicht zugegen sein, denn er wurde selber am gleichen
Tage drinnen an der welschen Front begraben. Am ersten Abend,
nachdem er wieder zu seiner Truppe gelangt war und bevor er die
Nachricht vom Tode seiner Gattin erhalten hatte, hatte er auf Feld¬
wache gehen müssen und war zufällig durch eine verirrte feindliche
Kugel getroffen worden- Ein Kamerad fand ihn röchelnd am Bo¬
den und fragte ihn, ob er einen Wunsch habe, konnte aber nichts aus
ihm herausbringen als die leise geflüsterten Worte:
„IN da Hoamat, in da Hoamat,
Da rast i sein aus."
Aus: „Stille und laute Wasser", Verlag „Tyrolia", Innsbruck,
Früayttnsszett.
Macht da Himmö a freundlögs G'schau,
Weg »maß da Schnee.
Ueberall auf da Au
Treibn fö Grasal in d' Höh.
Grean wird da Wald.
Komm an d' Veiga l bald:
Früahlingszeit, Früahlingszeit,
Bist nimmer weit!
Wia dö Woikal am Himmö drobn,
D'Sorgn fliagn vorbei:
Wia auf oamal steht d' Sunn da drobn,
's Herz, dös wird frei.
's tnat nimmer weh.
Lacht's wieda wia eh':
Früahlingszeit, Früahlingszeit,
Bist nimmer weit!