Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1927 (1927)

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verschlingt auch volle Truhen. Außerdem konnte er die versprochenen 
Salzlieferungen nicht absenden, und manche Stadt, wie Wien, Linz 
und Graz, kündigte ihm die Kundschaft. So gingen vierzehn Tage 
dahin. In der letzten Nacht waren nicht nur Erdmassen, sondern 
sogar riesige Felsen über die Eingänge des Werkes gestürzt. 
In dieser Nacht stand Hans Leichtfuß am User der Salzach und 
harrte des Salzmännleins. Der Erdgeist ließ nicht lange auf sich 
warten. 
„Höre, Hans, ich habe mein Werk getan, nun tue du das deine. 
Du bist Pulvermeister des Bischofs und verstehst zu sprengen und zu 
schießen. Ich habe dem Sudmeister ein Felsbröcklein vor die Grube 
gelegt, das bringen tausend Menschenhände nicht fort. Aber du mit 
deinem Pulver kannst es leicht wegsprengen und die andern Stein- 
unü Bergmassen auch. Gehe morgen zum Sudmeister und biete ihm 
deine Dienste an. Er wird jetzt weniger hochmütig sein, und wenn 
er dir deinen Wunsch erfüllt, soll er Ruhe vor mir haben,' wenn 
nicht, dann wehe ihm!" 
Am anderen Morgen ging Hans Leichtfuß wieder in das Haus 
des Sudmeisters. Elisabeth empfing ihn mit verweinten Augen und 
sagte: „O gehe jetzt nicht zum Vater. Er will keinen Menschen seyen 
und dich zu allerletzt, denn er meint, du seiest schuld an seinem Un¬ 
glück." 
„Ich muß ihn sprechen. Sage ihm, ich käme, ihm zu helfen." 
Und als er vor dem stolzen Herrn stand, der jetzt gebeugt in seinem 
Lehnstuhle saß, sagte er: „Ich will euch helfen- Herr Sudmeister!" 
„Du wagst es, vor meine Augen zu treten? Ich lasse dich aus¬ 
peitschen, wenn du nicht sofort . . ." 
„Nicht so stürmisch, edler Herr! Es würde euch zu eurem jetzi¬ 
gen Leid noch größeres schaffen, oder meint Ihr, Seiner Bischöflichen 
Gnaden ließe es sich gefallen, daß ein Bürger der Stadt seinen 
ersten Schießmeister peitschen läßt?! Warum seid Ihr so hart? Ich 
will euch doch helfen." 
Der Alte brummte vor sich hin und sagte schließlich: „So 
sprecht." 
„Ihr wißt, vor eurer Grube liegt ein Felsblock, den bringen 
Menschenhände nicht weg. Ich aber will den Eingang freimachen — 
heute noch — und. . ." 
„Du könntest das? Und ohne Zauberei und Teufelsspuk?" 
„Jawohl, nur mit meiner ehrlichen Kunst, zu sprengen mit 
meinem Schwarzsalze." 
„Gut, du sollst meine letzten hundert Goldgulden dafür haben, 
falls dir das Werk gelingt." 
„Behaltet euer Geld, danach steht nicht mein Sinn. Ihr wißt, 
was ich begehre zum Lohne." 
„Mein Kind?" 
„Elisabeth, jawohl, sie sei mein Lohn." 
„Niemals, eher will ich verhungern, als sie dir geben." 
„Dann lebt wohl. Ich bin auf der Burg zu finden, wenn Ihr 
euch anders besinnt."
	        
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