Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1927 (1927)

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dazu, so melde dich wieder. An Speise und Trank soll es dir nicht 
fehlen, und mein Säckelmeister soll dir auch zwei Groschen als 
Lohn und Zechpfennig auszahlen für jede Woche." 
Der Bischof klopfte mit einem Holzhammer ans den Tisch, und 
sofort trat ein Diener ein. Ihm befahl der Bischof, dem neuen Burg¬ 
bewohner Kammer und Werkstatt anzuweisen, Speise und Trank 
zu geben und überhaupt für ihn Sorge zu tragen. 
Acht Tage waren seitdem ins Land gegangen. Ostern stand vor¬ 
der Türe. Hans Leichtfuß war längst heimisch auf der Burg und we¬ 
gen seines lustigen Sinns und seiner frischen Spässe überall beliebt 
und gern gesehen. Schon am zweiten Tage hatte er eine Arkebuse 
fertig mit Gabelspitze und Pulver und Kugel. Er hatte dem Bischof 
und dessen Obristen und verschiedenen im Felde grau gewordenen 
Männern im Burghofe die Büchse vorgeführt und, da er ein meister¬ 
hafter Schütze war, -viel Erfolg gehabt. Der dürre Ast der Linde, den 
er als Ziel bezeichnete, flog in dem Augenblick, als der Krach er¬ 
tönte, in Splittern vom Baum, und in den Mörtel an der Burg¬ 
mauer war außerdem noch ein tüchtig Loch gerissen. Alle waren voll 
des Lobes, und Hans Leichtfuß hatte den Auftrag bekommen, zwei 
Dutzend solcher Arkebusen herzustellen und ebenso viele Pulver¬ 
schützen anzulernen und auszubilden. 
Am Abend ging er stets von der Burg hinab zur Stadt, 
schwätzte am Brunnen mit den Mägden der Bürger oder saß im 
Stadtkrug beim Dünnbier und lauschte den Erzählungen der fah¬ 
renden Gesellen oder er trank im Keller von Sankt Peter seinen 
Terlaner. 
Am liebsten weilte er am Brunnen,' denn dorthin kamen des 
Abends viele holde Mägdelein, blondzöpsig und blauäugig und gar 
züchtig und liebreizend. Und eine von ihnen nahm sein Herz gefan¬ 
gen. Aber sie war des Suömeisters Vischar Töchterlein, und der Va¬ 
ter galt nicht nur als einer der reichsten Herren der Stadt, sondern 
auch als stolz und hochfahrend, und man sagte, er würde sein Töch- 
terlein nur einem adeligen Junker als Ehegemahl vergeben. 
Da hatten die beiden jungen Menschenkinder nun eitel Kum¬ 
mer, denn auch Elisabeth liebte den frischen, jungen Hans. Eines 
Tages trat der Pulvermacher vor seinen Bischof und sagte: „Hoch- 
würdigster, edelster Herr. Ich habe nun zwei Dutzend Scharf¬ 
schützen ausgebildet und will euch ein ganzes Heer solcher Leute 
mächen, und euer Feind soll zittern vor euch. Und ich frage euch 
nun: Seid Ihr zufrieden mit mir?" 
„Bin ich — bin ich sehr, und damit du dich von meiner Huld 
überzeugst- erhebe ich dich hiermit zum bischöflichen Stück- und 
Schießmeister, und alljährlich sollen dir 80 Goldgulden ausgezahlt 
werden. Bist du nun zufrieden?" 
Hans küßte dem hohen Herrn die Hand und den Saum des Ge¬ 
wandes und eilte strahlenden Antlitzes zur Stadt und gerade in das 
Haus des Sudmeisters Eberhard Vischar und begehrte den Haus¬ 
herrn zu sprechen.
	        
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