Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1927 (1927)

Der Kriegsmann kam näher und sagte leise: „Ich bitte euch, 
bester Freund, verschweigt, daß der alte Grieswang — so ist mein 
Name — -aß der Ehrenfest Grieswang vor dem Teufelszeug da 
Angst hat. — Der Kellermeister wird gewiß nichts verraten, und 
nur ihr . . ." 
„Keine Sorge! Es sind schon andere Herren als ihr vor dem 
Teufelszeug gesprungen und haben sich tief geneigt. Aber Nun 
genug des Zechens. Führt mich zu eurem Herrn, dem Bischof! Ich 
will ihm meine Dienste anbieten. Nimmt er mich — nun wohl, er 
soll es nicht bereuen,' verschmäht er mich, auch gut, dann gehe ich zu 
dem Ritter von Wolfgang oder zum Höllensteiner oder zum Bischof 
von Innsbruck oder zum Kufsteiner oder Rosenheimer, ganz gleich. 
Ihr seht, ich bin um Brot und Anstellung nicht verlegen. Da mich 
aber der Salzburger Bischof und Fürst am edelsten dünkt, frage ich 
zuerst hier an." 
„Mein junger Freund, ihr scheint nicht zu wissen, daß man zu 
hohen Herren nicht gehen kann, wenn's einem gerade paßt. Man 
muß hübsch warten." 
„Warten! — Ich warten? Da müßt ich viel Zeit übrig haben. 
Ich gehe hinauf zur Burg und will er mich nicht sehen, nun gut, ihr 
wißt ja — da suche ich mir einen anderen Herrn." 
„Junker, ihr habt frischen Mut und den Teufel im Leib." 
„Stimmt, zweierlei nicht. Bin kein Junker und habe nicht der: 
Teufel im Leib. Aber frischen Mut habe ich und habe was gelernt, 
kann etwas und weiß, was ich wert in. Und nun lebt wohl, Herr 
Kellermeister von St. Peter! Bleibe ich in Salzburg, sehen wir uns 
wieder. Euer Terlaner ist frisch und gut." 
Er schwang sich seine Kappe auf den Kopf und ging, und der 
alte Ehrenfest Grieswang folgte ihm. 
„Na, nehmt mich mit. Ich will euch wenigstens in die Burg Ein¬ 
laß verschaffen." 
„So, könnt ihr das?" 
„Ich denke. Mein Bruder ist Torwart droben, und mich kennt 
das Burgvolk genau." 
Sie schritten den steilen, steinigen Weg empor. Es war ein 
herrlicher Abend. Aus dem Gesträuch sproßten die ersten grünen 
Hälmchen, und im Burggraben flötete die erste Amsel wieder ihr 
Frühlingslied. 
„Man merkt, daß Ostern vor der Tür steht. Die Tage nehmen 
tüchtig zu und die ersten lauen Lüfte bringt der Wind vom Süden," 
meinte Hans. 
„Ja, wir Salzburger sehen es am besten an der Salzach,' denn 
wenn die Fluten schäumen, ist dies ein Zeichen, -aß droben in den 
Bergen die Schneemassen schmelzen und die machen die Wasser im 
Bergbache milchig. Manchmal wird der Fluß recht reißend und die 
Bürger am Staden können ein Lied davon singen. Auch das Salz¬ 
männlein hat dann schlechte Zeiten. Es traut sich nicht über den
	        
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