Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1927 (1927)

„Jawohl, so einer bin ich, hier habt ihr ein ganzes Dutzend 
solcher Dinger. Die treffen ihr Ziel,' sie können nicht anders!" 
Er griff in sein Lederkoller und zeigte dem Torwart etliche 
Bleikugeln. Doch der wehrte mit den Händen ab: „Ich bin ein alter, 
ehrlicher Kriegsmann und haue mit dem Schwerte drein. So habe 
ich's gelernt und so soll es bleiben, solange ich noch mitzukämpfen 
und mitzufechten habe. Mit dem neumodischen Schietzzeug oder gar 
mit den verwünschten Treffkugeln, die durch solch schwarzes Salz 
und durch Feuerfunken durch die Luft gejagt werden, mag ich nichts 
zu tun haben. Also geht! Ich schreibe ins Torbuch: Hans Leichtfuß 
aus dem Passauischen, Pulvermacher und Kugelgießer." 
„Recht so, alter Haudegen. Und eine Herberge könnt ihr mir 
wohl nennen?" 
„Nein, ein Zunfthaus für euresgleichen haben wir nicht, aber 
vielleicht, daß ihr bei den Waffenschmieden unterkommt, oder geht 
auf die Burg zum hochehrwürdigen Herrn Bischof, vielleicht kann 
er solch leichten Pulverhans gebrauchen. Aber eins sage ich euch 
noch: Hütet euch, nachts nach zwölf Uhr am Stege -er Salzach ent¬ 
lang zu gehen. Wenn das Salzmännlein euch erwischt, heißt es: 
Ade, schönes Salzburg! Dann müßt ihr in den Kapuzinerberg 
marschieren, und all eure Treffkugeln helfen euch nichts." 
„Märchenerzähler und Geschichtenmacher! Leb' wohl und Dank 
für die Auskunft." 
Der junge Bursche schritt durch das Tor der Altstadt. 
Noch einmal warf er den Blick nach der rauschenden Salzach, 
dann durchschritt er die engen, schmalen Gassen Salzburgs mit den 
yohen, engbrüstigen Häusern. 
Es war gegen sechs Uhr abends. Die Junker der Stadt, im 
schön verzierten Koller und mit dem schmucken Federbarett auf dem 
Kopfe, das schmale Schwert, das mehr zur Zierde als zum Drein¬ 
hauen diente, an der Seite, so spazierten sie nach dem Marktplatze. 
— Aus der Stadtkirche eilten Männlein und Weiblein, die sich am 
Worte des Priesters erquickt, und nun lauschten alle auf dem Markt¬ 
platze dem riesigen Hornwerke, dem wunderbaren Orgelspiel, das 
der laue Abendwind von der hohen Salzburg heruntertrug. Ein 
weihevoller, mächtiger Klang! Auch Hans Leichtfuß war stehen ge¬ 
blieben. Er hatte schon manches Seltene und Wunderbare auf feinen 
weiten Wanderfahrten durch die Welt gesehen und gehört, doch so 
etwas noch nicht. Noch, als die hehren Klänge längst verstummt 
waren und sich das Volk verlaufen hatte, stand er still da, die Hände 
ans dem Knauf seines Schwertes verschlungen, und schaute zur 
Burg empor. — Da schlug ihn jemand auf die Schulter. 
„He, Freund, kommt zu euch! Ihr seid wohl noch weit hinter 
den sieben Bergen hergekommen, weil ihr euch gar nicht wieder 
fassen könnt?" 
Hans Leichtfuß fuhr zusammen: „Nanu, Bester?! Ihr seid 
nicht gerade zart!"
	        
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