Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1927 (1927)

ten sich zu ihnen und heiter plaudernd saßen sie noch lange an der 
Linde am Brunnen. In den nächsten Tagen war Bertl ein häufiger 
und gern gesehener Gast im Forsthause. Aber er ging auch jetzt 
nicht den glatten Weg, sondern brach sich Bahn durch Gestrüpp und 
Gebüsch, um ja schneller sein Ziel zu erreichen. Soeben hatte er sich 
durch allerlei Geäst gedrängt, als er plötzlich ganz vorsichtig Zweig 
für Zweig langsam teilte, um ja kein Geräusch zu machen. Er hatte 
Lidi ans einem Moossleckchen sitzend erblickt, wie sie eine Handvoll 
dunkelroter Erdbeeren naschte, die sie soeben gepflückt haben mochte. 
Mit einem lauten „Hatschi!" sprang er hervor und fiel direkt vor 
ihre Füße. Erschrocken war Lidi zusammengefahren. Als Bertl 
aber mit einem Ruck wieder aus den Beinen stand und ihr einen 
hallenden Jodler als Gruß bot, lachte sie recht herzlich und sagte: 
„Da schau, jetzt hab ich deinetwegen meine Eröberr'n verschütt'", 
und zeigte auf die roten Dingerchen,die verstreut im Moos lagen. 
„Zur Straf mußt sie mir jetzt auflesen Helsen", scherzte sie weiter. 
Bertl, der sie so lustig plaudern sah, wurde wieder auf einmal recht 
ungut zu Mute, geradeso wie damals, als Friedl ihm von dem 
guten Erfolg ihres Lernens mitteilte. „Lidi". sagte er ein wenig 
traurig, „hast für mich gar kein ernstes Wörtl nit, hast denn ganz 
vergessen, was wir zwei 'greöt habn bevor du fort bist? I ertrag 
das Zweifelhafte nit mehr und frag di im Ernst zum letzten Mal, 
willst mir folgen auf den Lindhos?" Erstaunt hatte ihn Lidi bei sei¬ 
nen ersten Worten angesehen, dann hatte sie das Köpfchen gesenkt 
und langsam lösten sich die Worte von ihren Lippen: „O du.dum¬ 
mer, dummer Bua, merkst du denn gar nix, daß i dich so schrecklich 
liab hab?" Schmeichelnd schmiegten sich die blonden Locken an die 
Schulter des Burschen und innig schloß er das geliebte Diandl in 
seine Arme. Als die beiden Hand in Hand dem Forsthaus zuschrit¬ 
ten, fragte leise Bertl: „Lidi, da du mi gern hast, warum bist du so 
draus bestanden, die Prüfung abz'legn?" Ganz ernst sah ihm Lidi 
in die fragenden Augen und „meinst du, daß i die deine 'worn, 
wär i beim Examen durchg'salln, denn um versorgt zu sein, werd 
i nit Bäuerin am Lindhof, sondern um di z'kriagn, du zweislerder 
Bua." Erstaunt hatte Bertl zugehört und „weißt du", sagte er, 
„daß i sogar bet hab, damit du durchsallst!" „Na, Gott sei Dank, daß 
er ihn nit erhört hat, dein frommen Vunsch", lachte wieder Lidi 
und mit seinem schwarzen Bärtchen versteckte er blitzschnell das 
schelmische Grübchen auf dem Kinn seiner Braut. 
„Ei freilich, schalt die Försterin", als sie die beiden kommen 
sah, „wenn man Gesellschaft hat, denkt man gar nimmer ans Heim¬ 
geh', wo warst denn so lang Lidi?" „Für heute müaßts schon ent¬ 
schuldigen, Försterin", sprach Bertl, „i hab recht was Notwendiges 
z'reden g'habt mit der Lidi und weils nit umsonst war, bitten wir 
all' zwei um ihrn Segn." Froh, ihren heimlichen Herzenswunsch 
erfüllt zu sehen, sagte sie den beiden einfach und herzlich: „Seids 
glücklich, Kinder und bleibt es euer ganzes Leben lang." Friedl, der 
vom Pirschgang heimkehrend die Gruppe bemerkte und erriet, was 
vorging, sprang mit einem „wart nur, du Duckmäuser", auf Bertl
	        
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