Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1926 (1926)

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Wissenswertes für die Landwirtschaft 
Die Milchkühe gnt ansmelkeu ist von großer Wichtigkeit, da man 
andernfalls nicht allein die beste Milch verliert, sondern auch die Kühe 
in ihrer Leistungsfähigkeit zurückbringt. Professor Soxhlet (München) 
stellte darüber Versuche an, bei denen sich ergab, daß die bei unvoll¬ 
ständigem Ausmelken gewonnene Milch einen unangenehmen eigen¬ 
tümlichen Geschmack zeigte, auch war dieselbe zum Verkäsen viel weniger 
geeignet. Der Verlust von Milch bei unvollständigem Ausmelken ge¬ 
genüber normalem Melken betrug 39 Prozent. Es wurde ferner be¬ 
stätigt, daß die Schädigung der Milchproduktion nicht nur während der 
Zeit des schlechten Ausmelkens anhält, sondern noch längere Zeit. Nach 
zehnwöchiger Behandlung mit schlechtem Ausmelken war die 
Milchkuh total verdorben, die Kuh ging in ihrem Milchertrag stark zu¬ 
rück und ließ sich nicht mehr melken, ohne zu schlagen. Da die zuerst ge¬ 
wonnene Milch bekanntlich die fettärmste, die zuletzt ermolkene die 
fettreichste ist, so müssen bei fortgesetzt schlechtem Auswelken die Verluste 
an Fett sehr groß sein, was auch durch die Versuche erwiesen wurde, 
denn die Durchfchnittsmilch mit 3.45 Prozent Fett bei vollständigem 
Ausmelken war durch unvollständiges Ausmelken in ihrem Fettgehalt 
bis auf 1.87 Prozent Fett zurückgegangen. Untersuchungen der Milch 
in den verschiedenen Stadien des Melkens zeigten bedeutende Diffe¬ 
renzen iw Fettgehalte, und zwar fanden sich 
beim ersten Strahl aus dem Euter der Kuh . 1.2 Prozent Fett 
beim etsten ausgewolkenen Viertel des Euters 2.1 Prozent Fett 
beim halb ausgewolkenen Euter ..... 3.6 Prozent Fett 
beim dreiviertel ausgewolkenen Euter ... 6.2 Prozent Fett 
bei der letzten Milch 7.1 Prozent Fett 
und im letzten Tropfen ......... 10.0 Prozent Fett 
Hieraus ergibt sich für Me rationelle Milchwirtschaft als Hauptgrund¬ 
satz, daß das Euter jederzeit gründlichst und sorgfältigst ausgemolken 
und eine tüchtige Durchmischungdes Ganzen stattfinden muß, um bei 
Proben auf den Wert einer Milch nicht zu unrichtigen Resultaten und 
damit zu falschem Urteile zu gelangen. 
Wie lang soll der Häcksel geschnitten werr-en? Der Zweck des 
Häckselschneidens ist, hartstengeliges oder weniger schmackhaftes Futter 
den' Tieren zur Aufnahme genehm zu wachen. Man spart ferner da¬ 
bei Futter, da dadurch einem Verschleudern des, Langfutters vorgebeugt 
wird und weil man die Tiere durch Zumengen von Häcksel zu anderem 
Futter, z. B. Hafer bei den Pferden,, zwingt, das Futter besser durchzu¬ 
kauen und öurchzuspeicheln. Ein zu langes Schneiden des Häcksels 
ist unrationell, da er das Kauen zu sehr erschwert, es ist aber weniger 
gefährlich als ein zu kurzes Schneiden. Ist der Häcksel zu kurz, so wird 
er meist unzerkaut und uneingespeichelt verschlungeü. Die Folgen sind 
dann häufige Koliken. Auch geht ein solche Häcksel meist gänzlich un¬ 
verdaut mit dem Miste wieder ab, so daß er seinen Futterwert nicht 
erfüllen kann. Es ist daher notwendig, Pferdehäcksel eineinhalb bis 
zwei Zentimeter lang zu schneiden, Kuhhäcksel kann etwas länger sein, 
namentlich von weichem Sommerstroh, dann werden die Tiere den¬ 
selben nicht gierig hinunterschlucken, sondern sie werden ihn mit den 
Zähnen zermalmen und ordentlich einspeicheln. Es wird dann nicht 
allein der Häcksel, sondern auch das mitgereichte Futter mit verdaut.
	        
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