Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1926 (1926)

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Bei stet anbrechenden Morgendämmerung erkannte ich den 
schrecklichen Räuber, den „Roten Pfeil", der mich wieder in sein 
Wigwam zurückbrachte. 
„Törichtes Weib, sollst nicht mehr entkommen!" brummte er. 
Den ganzen Tag über ließ er mich nicht aus Len Augen und ich 
ahnte das Schrecklichste. Schon hatte ich alle Hoffnung verloren. 
Aber wenn die Not am höchsten, ist Gott am nächsten, denn schon 
in der folgenden Nacht wurde ich von meinem Manne aus den 
Händen des Wilden befreit." -- 
Der „Rote Pfeil" soll bald nachher von seinen eigenen 
Stammesgenossen ermordet worden sein, nachdem er an den Wei¬ 
ßen eine Reihe gräßlicher Untaten verübt hatte. Er wurde wenig¬ 
stens in der Gegend von Ontonagon nicht mehr gesehen, und da 
die Chippewäer die Weißen ebenso sehr fürchteten, als er sie haßte, 
so gewinnt die Sage Wahrscheinlichkeit, daß sie ihn ermordet 
haben, um nicht die Rache der Weißen entgelten zu müssen. 
Sie Muttemottes in Richlberg-Laferl. 
Ein junger Mann aus der Stadt, öer tm Taumel sinnlicher Ver¬ 
gnügungen das kostbare Gut öes heiligen Glaubens schon ziemlich ver¬ 
loren hatte, hatte eine kleine, einsame Wanderung über den Richtberg 
zu machen. — Während derselben klopfte er an einem vereinzelt stehen¬ 
den Bauernhause an, um sich näher nach dem Wege zu erkundigen. Ein 
freundliches Mütterlein trat ans dem Hause und gab ihm möglichst ge¬ 
naue Auskunst. — 
Zum Hauptmerkzeichen öes Weges machte sie ihm die Taserl- 
kapelle, ganz oben am Bergesrücken. Wenn er zu dieser Kapelle hinkom¬ 
me, dann sei er aus dem richtigen Wege, er brauche nur noch ein Stück¬ 
lein des Weges vorwärts zu gehen, sehe er schon hinab ins Tal, zum 
Attersee, von wo aus er nicht wehr fehlen könne. Dankend schied er von 
ihr, doch im letzten Augenblicke rief ihm das Mütterlein zu: „Wenn Sie 
ins Taferl kommen, vergessen Sie nicht und beten Sie dort einen Va¬ 
terunser. 's ist eine gar schöne Muttergottes örinn." 
Diese aus schlichtem Herzen kommende, treuherzige Mahnung 
machte auf den jungen Mann einen tiefen Eindruck und als er nach zwei 
Stunden mühseligen Steigens die Taferlkapelle erreicht hatte, trgt er 
in dieselbe ein und kniete nieder zum Gebet. — 
Als er nach einiger Zeit seine Reise fortsetzte, war es ihm, als 
hätte sich sein Herz erweitert. Er begann von da an ein neues Leben, 
wurde ein ordentlicher Mensch und wirkte viel Gutes.
	        
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