Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1926 (1926)

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sie mit der Bemerkung: „Das hat Ihre Frau gekocht. Indianer 
kochen nicht so. Und dieses Band da, das ich in der Hütte gefun¬ 
den, das hat Ihrer Frau gehört. Ich habe es auf dem Schiffe 
gesehen." 
„Eilen wir," sagte der beunruhigte Gatte, der nun völlig 
überzeugt war, daß seine Agnes noch lebe, und zwischen Furcht 
und Hoffnung schwebte. 
Sie bestiegen das Kanoe wieder und ruderten zum Frei- 
Flint-Fluß. Gegen Abend kamen sie in dem Jndianerdorfe an. 
Der treue Führer besuchte einige Bekannte und ließ unterdessen 
seinen Gefährten beim Kanoe zurück. Bald kam der Indianer 
wieder und sagte, der „Rote Pfeil" sei heute im Dorfe gesehen 
worden und es handle sich jetzt nur mehr darum, seinen Schlupf¬ 
winkel ausfindig zu machen. Es werde am besten sein, die Ufer 
des Flusses abzuspähen. Der Fluß war an dieser Stelle sehr weit 
und ruhig, einem großen Teiche ähnlich. Sie warteten, bis es 
Nacht geworden, und fuhren dann hinaus. Bald flüsterte der 
Indianer: „Dort ist Licht!" und zeigte uns einen kaum merklichen 
hellen Punkt, am anderen User, dem Dorfe gegenüber. 
„Ich sehe nichts," sagte Roth. 
Aber die Augen des Indianers waren schärfer. „Dort ist 
Licht, dort ist der Räuber, denn ich weiß, es wohnt niemand in 
jenem Walde." 
Sie fuhren lautlos hin, landeten und zogen das Fahrzeug 
so geräuschlos als möglich ans Land. Roth zog seine Stiefel und 
der Indianer seine Mokassins aus, dann schlichen sie auf das Licht 
zu. Es kam aus einem tief zwischen den Bäumen versteckten Wig¬ 
wam. Durch die türähnliche Oeffnung sahen sie die totgeglaubte 
Frau schlafend auf einem Lager von Fellen liegen und neben ihr 
einen finsteren Indianer hocken, der düster vor sich hinblickend 
aus einer Pfeife rauchte. 
Roth stieß einen unterdrückten Schrei aus. Der Indianer 
in dem Wigwam hörte es — er blickte auf — legte seine Pfeife 
weg und lauschte. 
Ein kühner Sprung und Roth war in dem Wigwam. Mit 
Wutgeheul stürzte sein Gegner aus ihn los, aber der Kaufmann 
packte ihn bei der Gurgel und schleuderte ihn kräftig gegen die 
Rückwand des Wigwams, wo er zu Boden stürzte. Während aber 
Roth auf seine Frau zueilte und sie in seine Arme schließen 
wollte, stand der Räuber wieder auf und rüstete sich zu einem 
neuen Angriff. Doch da trat der andere Indianer ein und hielt 
ihm den geladenen Revolver entgegen. 
„Roter Pfeil, frecher Räuber, bleib' stehen, oder ich drück 
los!"- '
	        
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