Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1921 (1921)

118 
Johann-Grotte ('Seiterlöst der Adelsberger) erinnert. Bisher 
haben wir noch in keiner Höhle Oberösterreichs eine solch schöne, 
reiche Tropfsteinbildung bemerkt. An Tropfsteinbildungen sind un¬ 
sere Höhlen zumeist arm, wofür besondere Umstände, wie der zu 
harte Dachsteinkalk und das Versinken des Bergwassers durch 
weite Spalten anstatt eines langsamen Durchsickerungsprozesses 
maßgebend sein dürften. 
Sehr dankbar wird es sein, diesen einzigartigen Punkt leich¬ 
ter zugänglich zu machen. Es ist hiebei nicht etwa an eine kost¬ 
spielige Erschließung für den großen Fremdenstrom gedacht, was 
sich nicht lohnen würde, sondern an einfache Wegv erb esserungesi 
im touristischen Sinne, was gewiß von den Naturfreunden vielen 
Dank finden wird. Wir führten einen Abstieg mittels schmaler 
Drahtseilleitern durch, was — immerhin noch schwierig und ge¬ 
fährlich genug — doch bei gleichzeitiger Anwendung eines Siche¬ 
rungsseiles alle Eventualitäten nach menschlichem Ermessen ans¬ 
schließt. Einen Wandvorsprung von 40 Mcher Tiefe benützten 
wir als Haltpunkt und stiegen von hier noch 20Meter tiefer, dann, 
da die' Leitern nicht bis auf den Grund reichten, eine Traverse 
nach links, ein Wandel von einigen Metern mittels der Leiter 
und zum Schluß ein Schlund, der sich seitlich öffnet, von etwa 30 
Meter. Der Boden konnte aber, da zirka 6 Meter Leiter fehlten, 
nicht betreten werden. Die Untersuchung, wie die Höhle in der 
Tiefe weiterschreitet, muß demnächst mit einem noch größeren 
Materiälauswand fortgesetzt werden. Der Dachsteinhöhlenführer 
Arg n e r hat sich bei dieser Erforschung sehr verdient gemacht. 
In den eingestürzten Partien nächst dem Eingänge der Höhle 
finden sich, mit dem Schutt vermischt, viele KnoHenfragmente, die, 
soweit die Untersuchung durch Herrn Dr. Kerschner im ober¬ 
österreichischen Landesmnseum ergab, durchwegs einer dezenten 
Fauna angehören. Von Wichtigkeit ist darunter aber der Schädel 
eines Braunbären jursus aretos), der im Vorjahre schon gebor¬ 
gen wurde. Es ist der erste direkte Nachweis über das ehemalige 
Vorkommen des Bären in unserem Heimatsstrich. 
Auskünfte usw. wegen Besichtigung der Höhle usw. erteilt 
jederzeit gerne der B e r g st e i g e r b u n d E b e n s e e sowie er 
auch immer bereit ist, mit Gästen die Höhle zu begehen. Im letz¬ 
teren Falle wird um vorherige Anmeldung ersucht. 
Leset in eurem Interesse die zweite Umschlagseite dieses 
Kalenders!
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.