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verwirrt, — „ich — nichts, Frau. Ich
warte nur."
„Worauf?" wollte die Frau wissen.
„O — auf — vielleicht bekomme ich
einen Weihnachtsbaum. Und da warte
ich auf die Sterne. Wenn die Sterne
kommen, hat meine Mama einmal ge¬
sagt, da geht's an."
In der Nähe knarrte eine Tür.
„Jemand hier?" — Ein großes,
starkes Weib erschien in der Hellerl
Türspalte.
„Ja", lautete die schüchterne Ant¬
wort, — „ich möchte — sagen Sie,
wohnt Herr Fried hier?"
„Hm — wenn das Wohnen heißt,
wohnt er hier", brummte die Frau. —
„Ich habe ihn seit zwei Tagen nicht
gesehen."
„Entschuldigen Sie", hob die Fremde
wieder an, — „ich bin Melanie Ber¬
ger, und ich — ich komme wegen der
Kleinen — wegen Nelly. Ich möchte
Herr Georg Klinsner
Cumberland'scher Oborjäger und Hausbesitzer
in St. Konrad. starb am 6. Jnli 1919 im
63. Lebensjahre.
Hochw. Herr JP. Jldephons Doppler
Gemeindesekretärssohn von St. Gilgen, Kapn-
ziner-Ordenspriester in Eppan, Südtirol, starb
am 2. Juli 1919 nach langem Leiden, versehen,
mit allen heil. Sterbesakramenten, nach sechs¬
jährigem priesterlichen Wirken im 31. Lebens¬
jahre.
sie für heute ausbitten, um ihr eine
Weihnachtsfreude zu machen. Darf
ich?"
Und sie folgte der zurückweichenden
Hausfrau nach der Stube.
Dort saß, vom Schein der Lampe
beleuchtet, ein altes Männchen, das
über ein entfaltetes Zeitungsblatt
hinweg forschend in ihr Gesicht blickte.
„Darf es sein?" fragte Melanie mit
versagender Stimme,' denn niemand
antwortete.
„Da hat doch nur der Vater zu re¬
den", knurrte jetzt die Frau. „Und der
ist nicht zu Hause, sage ich Ihnen."
Der Alte erhob sich, und legte seine
Hand auf ihren Arm. — „Nein, siehst
du, Lina", wandte er schmeichelnd ein,
„wir haben kein Geld dafür, sagst du,
und auch die Zeit nicht,' aber wenn das
gute Werk nun doch geschehen kann —