Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1920 (1920)

studien, die ich an der Universität 
machte, daß der Eintritt ins Kloster 
jedes Eheverlöbnis aufhebt. Auch bin 
ich als ziemlich vermöglicher Kavalier 
imstande, Ihre allenfallsigen Ansprüche 
auf Schadenersatz, gehabte Auslagen 
und dergleichen mehr, zu ersetzen, wie 
es das Gesetz vorschreibt." 
„Was sprechen Sie, Exzellenz, von 
einem Schadenersatz", fiel ihm Radany 
leidenschaftlich erregt in die Rede., 
übrig, als mir eine Kugel durch den 
Kopf zu jagen." 
„Langsam! — langsam! — Herr 
Graf Radany, — nur nicht so hitzig", 
sagte der alte Magnat. „Würden Sie 
durch einen Selbstmord die Sache 
besser machen? Ich sage Ihnen als 
alter, erfahrener Mann, daß Sie dann 
erst recht dem Spotte anheimfallen 
würden. Man würde sagen: Der 
Narr, der — hat sich um eines Mäd- 
Eine zahme Löwin als Hüterin eines Hauses in Abeyqnien. 
„Wer kann mir meine Ehre ersetzen? 
Werden nicht alle Edelleute mit den 
Fingern auf mich zeigen und sich über 
mich lustig machen, daß mich Ihre 
Tochter nach einer großartigen Ver¬ 
lobungsfeier wieder auf die Seite ge¬ 
schoben, werden sie nicht alle mög¬ 
lichen und unmöglichen Gründe für 
diese ihre Willensänderung suchen und 
finden, von denen sicherlich keiner 
meiner Kavaliersehre zuträglich ist. 
Die Schande, in die mich Ihre Tochter 
bringt, schließt mich aus allen Adels¬ 
kreisen aus,' nur Spott und Hohn 
wartet meiner. Es bleibt mir nichts 
chens wegen gar das Leben genom¬ 
men; als ob kein anderes mehr aus 
der Welt zu haben wäre." 
„Was soll ich tun?" fragte Graf 
Radany. 
„Gut — ich will Ihnen einen Rat 
geben. Sie sind doch Herr über Ihre 
Besitzungen in Ungarn und wenn 
Sie schon glauben, daß Ihnen das 
Leben hierzulande unerträglich ist, 
so verkaufen Sie Ihren Besitzstand 
und kaufen Sie sich in einem andern 
schönen Lande, wie zum Beispiel in 
Italien an, wo Sie niemand kennt 
und wo Sie eine größere Rolle spielen
	        
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