Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

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nehmen, „denn", sagte sie, „ich! bin euch so 
viel Dank schuldig, d«aß ich 's euch niemals 
abtragen kann" Als er erstaunt fragen 
wollte, wle das möglich sei, da er sie nie 
zuvor gesehen habe, fuhr sie fort: „Seid 
ihr es nicht, der vor zwei Jahnen in Tol- 
mein einen angebundenen Fuchs befreit 
hat?" Und als er das bejahte, sagte sie: 
„Nun, ich selber war es, die, in die Gestalt 
eines Fuchses verzaubert, damals durch 
eure Hand dem Tode entging und später 
des unglückseligen Zaubers mit Gottes 
Hilfe ledig wurde . . 
Solche und ähnliche Sagen hörte ich oft 
in den Alpenländern, in den Karpathen 
und in der Gegend des Bialowieczer Ur¬ 
waldes. Auch in der Jüngstzeit, knapp vor 
dem Weltkriege, machte der sogenannte 
„Bauernschreck" die Runde durch alle Ta¬ 
gesblätter. Besonders in Tirol und 
Steiermark glaubte man fest daran, daß 
man es mit einem herumirrenden ver¬ 
zauberten Werwolf zu tun hätte. Und da 
die besten Jäger das löwenähnliche Unge¬ 
tüm nicht erlegen konnten, weil es im¬ 
merfort die eigentliche Gestalt wechselte 
und nach jeder Treibjagd in unbekannter 
Richtung verschwand, so entstand auch hier 
eine Werwolfssage im abergläubischen 
Landvolk. Nach den Anschauungen mancher 
Mystiker lag auch in diesem seltsamen 
Vorfalle« die Wahrscheinlichkeit einer 
„polymorphen Lykanthropie" sehr nahe! 
Aus der Kindheit der neuzeitlichen 
Sprengstoffe. 
Die Schießbaumwolle ist der älteste, 
neuzeitliche Sprengstoff, der 1846 zum er¬ 
sten Male praktisch nutzbar gemacht wurde. 
Als im Jahre 1865, unmittelbar aber vor 
den Toren Wiens ein Magazin mit 50v 
Zentnern Schießbaumwolle aus vollkom¬ 
men unaufgeklärten Ursachen in die Lust 
flog, schien dies die Ehrensalve auf der 
Grabstätte der neuen Erfindung zu sein 
— Oesterreich schaffte seine „Schießrvoll- 
batterien" schleunigst ab, zumal inzwischen 
in dem Nitroglyzerin ein scheinbar der 
Schießbaumwolle überlegener Konkurrent 
entdeckt war. Die englischen Chemiker 
Abel und Brown sowie die Herren von 
Falkenstein auf Kruppa-Mühle in Schle¬ 
sien und Hauptwann Munke zu Berlin 
andererseits sicherten dann der Schie߬ 
baumwolle in vollständig abgeänderter 
Form die ausgebreitetste Verwendung zu. 
Das Nitroglyzerin verdankt seine Ver¬ 
wendung dem bekannten Nobel in Stock¬ 
holm, der dann später das Dynamit her¬ 
stellte., als eine wahre Periode von Un¬ 
glücksfällen das Nitroglyzerin fast aus¬ 
schalteten. So flog die Nobelsche Fabrik 
1834 in die Luft, und auf der Reede von 
Aspinwall in Zentralamerika explodierte 
am 3. April 1866 eine große Ladung Ni¬ 
troglyzerin, zerstörte mehrere vor Anker 
liegende Schiffe, zertrümmerte die Kais 
und tötete über 50 Menschen. Nicht min¬ 
der zerstörend wirkte eine elf Tage daraus 
zu San Francisco stattfindende Explo¬ 
sion von Nitroglyzerin, die ein ganzes 
Häuserviertel niederlegte und andere Ka¬ 
tastrophen in England folgten unmittel¬ 
bar. ' ! , j 
Sinnsprüche. 
Mag es oder nicht gefallen, 
Jedes wahre, freie Wort, 
Eine Wohltat ist es allen, 
Und so lebt und wirkt es fort. 
Lingg. 
Aus der Kräfte schön vereintem Streben 
Erhebt sich wirkend erst das wahre Leben. 
Schiller. 
Was ist das Herz? — es ist ein Gottes¬ 
haus, 
Worin ein Altar aufgerichtet stehet, 
Und wo,, entfloh'n dem wüsten Weltge- 
Hraus, 
Die Seele still zu beten gehet. 
Es ist dies Herz ein Ort zu Gottes Ruhm. 
O Vater, schütze stets dies stille Heiligtum. 
Pfarrer Karasiat.