Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1919 (1919)

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Ueberzahl, während in der Ostsee eine 
zwar bedeutend schwächere, aber immer— 
him achtunggebietende russische Seemacht 
die offenen Häfen Deutschlands ständig 
bedrohte. — 
Sämtliche Seekabel standen gleich zu 
Anfang des Krieges unter Kontrolle des 
Feindes und gaben ihm dadurch die Mög— 
uͤchkeit, alle Vorteile des modernen Nach— 
richtenwesens auszunutzen, was uns, au 
wenige überseeische Funkspruchverbindun— 
gen beschränkt — auch sie wurden im Laufe 
der Zeit fast alle unterbrochen — versagt 
war. 
Die Flotten der Mittelmächte waren 
gezwungen, auf drei vollkommen vonein— 
ander getrennten Kriegsschauplätzen zu 
operieren, zu dem noch als vierter die 
Donau mit ihren Nebenflüssen, wo sich 
heraus, dies vermag jedoch an den hier 
Feschilderten Verhältnissen nichts zu än— 
dern da sie der Stärke nach noch nicht 
einmal ein Dreizehntel der Gesamtflotten— 
macht unserer Feinde ausmachte. Was 
im Landkrieg die „Innere Linie“ bedeu— 
tet, ist im Seekrieg die Möglichkeit der 
unbeschränkten Benutzung aller Meeresb— 
straßen zwecks Austausch oder Versamm— 
lung'von Seestreitkräften: Diesen Vorteil 
befaßen unsere Feinde nebst den übrigen 
erwähnten seit Kriegsbeginn. — 
Schon vor Ermordung des Thronfol— 
gers hatten unsere späteren Feinde man— 
nigfache Kriegsvorbereitungen getroffen, 
von denen die Mobilisierung der englischen 
Marine zur großen Flottenschau die wich— 
ligste war. Um so mehr mußte man aufs 
ein rasches offensives Vorgehen des Fein— 
Eine Griegsidelle; darunter Herr Bblt. Heinrich Pesendorfer aus filtmünster. 
die erfolgreichen Kämpfe unserer Fluß— 
kriegsschiffe abspielten, hinzugerechne! 
werden kann. Nur hier war in beschränk— 
tem Maße eine Wechselwirkung zum 
Kriegsgebiet des Schwarzen Meeres mög— 
lich. Wieder lag der Vorteil auf Feindes— 
seite, da die Russen ihrerseits vom Be— 
ginn des Krieges an Schiffe der Schwar— 
zen⸗Meer-Flotte ihren Bundesgenossen zu 
Hilfe schicken konnten, während unserer— 
seits erst nach Niederringung Rumäniens 
und Rußlands, die Donauflottille im 
Schwarzen Meer aufzutreten vermochte 
Die Verbandmächte waren dementgegen 
in der Lage, jederzeit ihre Streitkräfte an 
einer beliebigen Stelle zu vereinigen und 
in dieser Art die ohnehin vorhandene 
Uebermacht noch örtlich zu potenzieren. 
Die russischen Seestreitkräfte konnten 
allerdings nicht aus ihren Kampfgebieten 
des gefaßt sein. Bei rücksichtsloser Ein— 
— 
unter den damaligen Verhältnissen, wenn 
auch mit sehr großen Opfern, ein vielleicht 
kriegsentscheidender Erfolg geblüht. Die 
Unterseebootswaffe stak damals ja doch 
noch in den Kinderschuhen. Wirkliche 
Kriegserfahrung besaß keine der beiden 
Parteien und dieser Mangel pflegt im 
Verein mit dem Moment der Ueber— 
raschung besonders schwer auf dem An⸗ 
gegriffenen zu lasten. Aber der große An— 
griff blieb aus, während in kühnem 
Drauflosgehen die deutschen Kreuzer 
„Goeben“ und „Breslau“ in Französisch— 
Nordafrika Erfolge errangen und durch 
ein glänzendes Manöver den sie umklam— 
mernden Ring sie weit an Kampfkraft 
überragender feindlicher Seestreitkräfte 
durchbrachen und glücklich in Konstan—
	        
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