Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1919 (1919)

X 
das Ziel der Offensive aber dahin ging, 
den feindlichen Isonzoarmeen von Norden 
her in den Rücken zu fallen. Das erkann— 
len sie erst, als es zu spät war und die 
Unsern bereits bis Cividale vorgedrungen 
waren. Die italienischen Isonzoarmeen 
konnten sich nun nicht mehr rasch genug 
zurückziehen. Ungeheure Beute, Hundert— 
lausende von Gefangenen, sowie heillose 
Verwirrung bei dem Feinde war die 
Folge. So kam es, daß er erst am Taglia— 
mento Halt machen konnte. Aber auch hier 
hielt er sich nicht 1änger als drei Tage. 
Erst an der Piave-kam die Offensive zum 
Stillstand. 
—I * 
———— ——— — — 
Unser Krieg gegen Rumänien. 
Von Oberrechnungsrat im k. u. k. Kriegs⸗ 
archiv Wladimir Kuk. 
Zwei Jahre Weltkrieg und der Anblick 
der furchtbaren Leiden und Entbehrungen, 
die derfelbe über die beteiligten Länder 
gebracht hatte, konnten Rumäniken nicht 
von einer Beteiligung an diesem blutigen 
Ringen abhalten. In fieberhaftem Paro— 
xismus drängten verblendete Staatsmän— 
ner und eine bezahlte Presse das unglück— 
selige Land zu einem Kampfe gegen 
Oesterreich-Ungarn, wo doch die ganze 
historische Wergangenheit Rumäniens das— 
selbe, sofern es sich überhaupt am Kriege 
beteiligen mußte, mit gebieterischer Not— 
wendigkeit zu einem Auschlusse an die 
Mittelmächte gewiesen hätte. Der edelsin— 
nige König Carol, den keine Macht der 
Welt jemals hätte bewegen können, die 
Waffen gegen unsere Monarchie zu ergrei— 
fen, starb an gebrochenem Herzen, aber 
sein Neffe und Nachfolger König Ferdi— 
nand, war zu sehr das willfährige Werk— 
zeug seiner Umgebung, als daß er dem 
unausgesetzten Drängen des ganz in den 
Händen der Entente gestandenen Minister— 
präsidenten Jonel Bratianu hätte wider— 
stehen können. — 
Wenn aber Bratianu bei seiner Kriegs— 
erklärung vom 27. August 1916 geglaubt 
hatte, es bei einem nun beginnenden 
Kampfe mit Oesterreich-Ungarn allein zu 
tun zu haben, so hatte er sich dabei einer 
für sein Vaterland höchst bedauerlichen 
Täuschung hingegeben. Schon am 288. Au— 
gust erklärte Deutschland an Rumänien 
den Krieg, welcher Erklärung sich auch die 
Türkei und Bulgarien anschkossen. Statt 
eines schon erschöpften Gegners, gegen den 
es einen „Spaziergang durch Siebenbür— 
gen“ antreten könnte, sah sich nun Rumä— 
nien auf mehr als zwei Dritteln seiner 
Grenzen bedroht und die russische Hilfe, 
welche einen Erfolg mit absoluter Sicher— 
heit verbürgen sollte, erwies sich nur zu 
bald als nicht stark genug, um eine Kata— 
strophe für das Land hintanhalten zu kön— 
nen. — 
Zum Zeitpunkte der diplomatich zwar 
vorausgesehenen, aber nichtsdestoweniger 
im gegebenen Momente überraschend er— 
folgten Kriegserklärung Rumäniens wa— 
ren die Grenzen Siebenbürgens infolge 
Inanspruchnahme der militärischen Kräfte 
der Monarchie auf anderen Kriegsschau— 
plätzen, nur schwach besetzt und die öster— 
reichisch- ungarischen Grenzschutztruppen 
zogen sich nach kurzer Gegenwehr befehls— 
maͤßig zurück. Infolgedessen konnten die 
Rumänen, unter verhältnismäßig gerin— 
gen Verlusten, in der nächsten Zeit in Sie— 
benbürgen Raum gewinnen und sich in 
den, allerdings nur vorübergehenden Be— 
sitz eines Teiles des Landes setzen. 
Der leitende Gedanke des rumänischen 
Oberkommandos galt offenbar dem Zu— 
sammenwirken mit dem russischen General 
Letschitzky in Ostgalizien und der Buko— 
wina. Im engsten Anschlusse an den Süd— 
flügel der Russen sollte die 4. rumänische 
Armee über die Karpathenpässe durch das 
Görgenygebirge gegen Maros-Vasarhely 
operieren. Doch konnte dieser Plan, selbst 
ohne Rücksicht auf die Vorkommnisseé auf 
den übrigen Gebieten des Kriegsschau— 
platzes, nicht zur Ausführung gelangen. 
Alle Durchbruchsversuche der Armee 
Letschitzky scheiterten an der Abwehr der 
Heeresfront des Erzherzogs Karl, deren 
drei Armeen Bothmer, Böhm-Ermolli 
und Kövess es zu danken ist, daß im wei— 
teren Verlaufe des Kampfes Siebenbür— 
gen von Norden her gedeckt blieb und da— 
durch die weiteren Maßnahmen der Ver— 
bündeten im Süden zur Ausführung ge— 
langen konnten. — J 
Nach Heranziehung eigener Reserven 
und deutscher Truppen unter den Gene— 
ralen v. Arz und v. Falkenhayn hatte Erz— 
herzog Karl das Kommando über die ganze 
Heeresfront von Ostgalizien über Sieben— 
bürgen bis zum Rotenturmpaß übernom— 
men, während der Oberbefehl über die 
südlich der Donau gegen Rumänien ein— 
gesetzten deutschen, österreichisch-ungari— 
schen, bulgarischen und türkischen Truppen 
dem Generalfeldmarschall v. Mackensen 
übertragen wurde. 
Während die 4. 2. und 15 rumänische 
Armee teils in den Grenzbergen festgehal— 
ten wurden, überrannten die Kolonnen 
Mackensens nach der Erstürmung von Tu— 
trakan binnen wenigen Wochen die 3. Ar— 
mee in der Dobrudscha und schnitten den 
Rumänen die maritime Hauptnachschub— 
linie Constanza —Cernavoda ab. Um die 
gleiche Zeit hatten die Armeen Arz und 
Falkenhayn die Offensive ergriffen, be' 
Nagy-Szeben und am Rotenturmpaß die 
1. und 2. rumänische Armee vernichtend 
*. 
50 
— 
*4 
4 
10 
247
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.