Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1919 (1919)

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gehen gezwungen hatte. Fest steht aber, 
daß König Nikola die, ob freiwillig über— 
nommene oder ihm aufgezwungene Rolle 
gut spielte und sich, alle won Oesterreich— 
Ungarn empfangenen Wohltaten ver— 
gessend, mit seiner ganzen Person für den 
Krieg einsetzte. So schon gleich bei dem in 
Cetinje nach der Kriegserklärung der 
Monarchie an Serbien in aller Eile ein— 
berufenen Kronrat, der über die Stellung 
Montenegros zu entscheiden hatte. Kron— 
prinz Danilo befürwortete die Neutralität 
Montenegros und begründete seinen 
Standpunkt damit, daß Serbien unbedingt 
unterliegen müsse, und ihm so die Mög— 
lichkeit offen zu halten wäre, daß sich seine 
Armee, König und Regierung nach dem 
neutralen brüderlichen montenegrinischen 
Boden flüchten- und sich vor der Gefangen; 
ichaft retten könnten. Der Kronprinz blieb 
indessen mit dieser Meinung allein. Die 
übrigen⸗ Teilnehmer des Kronrates, an 
ihrer Spitze der König, waren der gegen— 
teiligen Meinung. Der König erklärte 
feierlich: „Wir sind uns selber und der 
Geschichte schuldig, unsere Brüder Suma— 
dinci in der Bedrängnis nicht im Stiche zu 
lassen. Wir müssen in den Krieg!“ — und 
so wagte sich auch der Fischernachen in die 
brandenden Wogen des losbrechenden 
Kriegssturmes. 
Indes, König Nikola warf sich zu stark 
und zu früh in die Brust, als er drohte, 
Cattaro von heut auf morgen in Trüm— 
mer zu schießen. Nicht nur, daß seine 
— atiare ihen sdeed 
onnte, es wollte sich ihr auch sonst das — 
Glück nicht hold erweisen, denn die kaifer— Der Krieg gegen Italien. 
lichen und königlichen Truppen verstanden Von Dr. Alfred Markowviez. 
es, dieses im richtigen Geleise sich bewegen Der Krieg, den Italien am 28. Mai 
zu machen. Und wo die Montenegriner 1915 gegen die österreichisch-ungarische 
die Brandfackel über die bosnisch-herzego- Monarchie verräterischer Weise entfaltete, 
winische und dalmatinische Grenze zu tra- war ein ausgesprochener Raubkrieg. Was 
gen versuchten, verbrannten sie sich mehr es dabei erstrebte, war nicht wenig: nicht 
oder minder selbst die Finger. Wohl ge- nur alle Teile der Monarchie mit ita— 
lang, es ihnen, zusammen mit den Serben lienischsprechender Bevölkerung, sondern, 
operierend, sogar nahe an Sarajevo weit darüber hinaus, alles Land, das süd— 
heranzukommen, doch wurden sie recht lich der Adriawasserscheide der Alpen 
bald und noch dazu sehr unsanft in die liegt, vor allem aber die Alleinherrschaft 
Schranken gewiesen, die man ihnen nicht auf der Adria selbst und über die sie um— 
weit, von der Grenze aufrichtete. Als dann randenden Gebiete. V 
der serbische Brander nach dem Pyrrhus- In Triest wird nicht nur Italienisch 
sieg Ende 1914 wrack geworden war, mußte gesprochen; es ist auch die bedeutendste 
auch der Nachen Montenegro notgedrun- Hafenstadt der Adria. Triest in italieni— 
gen vor Anker gehen. Auch er hatte starke schem Besitze galt daher der Irredenta seit 
Havarien zu heilen, womit er gerade noch langem gewissermaßen als ein Symbol 
zur Not bis dahin fertig wurde, als für die Adriabeherrschung Italiens. Und 
Oesterreich-Ungarn im Herbste 1915 zum erwägt man noch, daß der Verlust Triests 
Todesstoße gegen Serbien ansetzte. die Monarchie als sein nach Ausfuhr 
Als Serbien darniederlag, wurde auch drängendes Hinterland geradezu tödlich 
Montenegro die Sterbeglocke geläutet. treffen müßte und von Triest aus einer 
Von West, Nord und Ost eingepreßt, der wichtigsten Schienenstränge nach Lai— 
wehrte es sich zwar tapfer, doch als es am bach und von dort aus in das Herz Oester— 
10. Jänner 1916 auf dem Lovceen in den reichs führt, so kann es nicht wunderneh— 
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