Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1919 (1919)

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glatt gewesen und hätte die Einverleibung 
Nontenegros in Serbien zum Ergebnis 
gehabt. Jedoch, die Rechenmeister schoben 
hre Zahlen falsch — und das Attentat 
mißlaͤug Nun dächte man wohl, daß sich 
die Brüder daraufhin ganz entzweit hät⸗ 
ken. Dies geschah aber nicht, denn der by— 
zantinische und allserbische Kitt war noch 
immer stark genug, um sie, grollten sie 
einander auch, zus ammenzuhalten und sie 
nicht verschiedene Wege gehen zu lassen. 
Somit war Montenegro einige Monate 
später während der Annexionskrise, trotz 
allem, was geschehen war, Arm in Arm 
nit Serbien in die Phalanx gegen Oester— 
reichUngarn ein. Für die Monarchie 
nicht hinter dem Berge gehalten und die 
Belgrader Presse scheute sich nicht im min⸗ 
desten, sie in entsprechende Worte zu klei— 
zen. Alles nur deshalb, weil Montenegro 
jene knorrige Eiche werden wollte, in 
eren Schatten sich alle Teile des serbischen 
Volkes zusammenfinden sollten.“ Diese 
Anmaßung“ bezeichneten die Serben als 
Brößenkoller und Montenegro nannten 
sie einen „elenden Fischernachen, der sich 
zum stolzen Schiff erklärte.“ 
Wie dem auch s ei, als Serbien seiner⸗ 
seits, und zwar zum soundsovielten Male 
hom Größenwahn befallen wurde, machte 
hyzautinische Solidarität auch dem jüng— 
sten serbischmontenegrinischen Hader, wie 
ʒd s⸗Zentimeter⸗Mörfer in Feuerstellung 
—D— bedeuten: 
Rontenegro erlitt eben als einer mehr 
eben Serbien mit den Ansprüchenauf 
Bosnien und die Herzegowina — und 
wonach es sie noch gelüstet haben mochte — 
bölligen Schiffbruch. Für den Fürsten 
Ritolan war dies allerdings nicht nur be— 
trüblich, sondern schadete auch seinem An— 
sehen, weshalb er bald das Bedürfnis 
empfand, auf andere, billigere Art ins 
hellere Licht zu treten — und setzte sich 
910 die Königskrone aufs Haupt. Uebri— 
gens leitete ihn dabei der Gedanke auf 
den Königsthron in Belgrad. Darum 
löfte auch dieser Staatsakt in Serbien sehr 
gemischte, besser gesagt geradezu feindliche 
Gefühle aus. Mit diesen wurde durchaus 
allen anderen bisher, vergessen, und Mon— 
senegro zögerte nicht, Hand in Hand mit 
Serbien zu gehen. Daß dies dem Empfin—⸗ 
den des montenegrinischen Volkes, das 
ür die allserbische Sache — wie es den 
rvommenden Krieg auffaßte —“ mit Gut 
And Blut einzutreten bereit war, vollauf 
»utsprach, unterliegt keinem Zweifel; 
raglich ist aber, ob der König, der sich sonst 
sets als gewiegter Diplomat bewährt 
hatte, diesmal derart verblendet war, um 
Jüs eigenen Stücken die Aussichten auf 
einen Erfolg für so gut gehalten zu haben, 
daß er sich aus seinem Lande durch den 
Frieg Vorteil versprach, oder ob ihm nicht 
Zie kapitalistische Entente einfach das Mes— 
ser an die Kehle gesetzt und ihn zum Mit—
	        
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