4132
Rechte geltend, immer ruhiger wird'
es unter der wackeren Schar, tiefe
kräftige Atemzüge verkünden, daß sich
alle bereits dem Schlaf des Gerechten
hingegeben haben. Am frühen Morgen
blickte einer, der weniger geschlafen
hat, zur Wagentüre hinaus und ge—
wahrte, daß man eigentlich die ganze
Nacht hindurch erst eine Station zu—
rückgelegt hat; dies ist auf die Zugs—
verschiebungen zurückzuführen, der
Mann kann sich des Lachens nicht er—
wehren, weckt seine Kameraden und
teilt seine Wahrnehmungen mit, mit
einem Hallo ist alles bei den Türen.
send und trotz der frühen Morgen—
stunde sieht man auch so manches liebes
Mäderl am Bahnhof; ganz abseits
schon beim Ausgangstore gewahrt
man so ein liebliches Wesen, das scheu
alle Waggons mustert, auf einmal blei—
ben ihre Aeuglein bei einem stram—
men Zugsführex haften; „wahrlich, er
ist es“, wernimmt man leise von ihren
Lippen, Freud' und Leid drängt sich
bei unserer Schönen in ihrem kleinen
Herzerl durcheinander. Das Mädchen
entgeht den Blicken unserer wack'ren
Schar nicht und auf einmal steht der
lang Gesuchte, der auch schon längere
Am Grabe des gefallenen Bruders.
Grab des Landessch. Max Kehrer aus Steyrermühl am Heldenfriedhof in Ziano; auf—
genommen von seinem Bruder Anton.
Der Transportführer überprüft alles
und gewahrt zu seinem Entsetzen, daß
ein Waggon in der Abfahrtstation
stehen geblieben ist. Dies gibt natür—
lich Stoff zur Unterhaltung und einer
meint in lakonischer Weise, der ist je—
denfalls anstatt in die Karpathen nach
Grinzing zum Heurigen gefahren.
Man eilt zum Telephon, urgiert beim
Vorstand den Waggon und in einer
Stunde ist dieser bei unserem Zug—
train, unter Lachen und Frotzeln der
Mannschaft, angekuppelt. Die Station
liegt an der Grenze Ungarns, es sind
dort schon mehrere Passagiere anwe—
Zeit Auslug gehalten hat, in Lebens—
größe vor seiner Schönen, er greift ihr
sachte unter den Arm und die beiden
verschwinden auf einige Zeit den
Blicken unserer Kameraden. Natürlich
fragt man sich, wo die beiden hingehen,
das geht uns aber eigentlich nichts an.
Nun knüpft gleich am Bahnhof jeder
in seiner Art verschiedene Freund—
schaften an. Nach längerem Verweilen
in der Station setzt sich der Zug in
Bewegung, jetzt gibt es ein Tücher—
schwenken, herzliche Abschiedsworte
werden laut, ganz auf entlegener Stelle
sehen wir wieder unseres Zugsführers
4