Volltext: Salzkammergut-Familien-Kalender 1919 (1919)

d die Nessel durchwegs schädlich; die 
Kultur wird daher erleichtert, wenn 
die Nesseln im Schatten von Weiden, 
Brombeer- oder Haselnußsträuchern 
gepflanzt werden. Auch Sonnenblu— 
men sind als Sonnenbeschatter und 
Schattenspender sehr geeignet, zumal 
sie entweder vor der Samenreife als 
Gespinstpflanzen oder nach der Reife 
zur Oelgewinnung dienen können. Die 
richtige Ernte der Brennesseln muß 
in der ersten Hälfte des August vorge— 
nommen werden, weil dann die Fa— 
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teile: ihre Behandlung bei der Pflan— 
zung und Ernte erfordert keine große 
Sorgfalt, die Ansprüche der Nessel an 
den Boden sind wesentlich geringer, 
gegen schlechtes Wetter ist diese Pflanze 
widerstandsfähiger, und die Kultur 
der Nessel macht — abgesehen von der 
jährlichen Ernte — 10-515 Jahre gar 
keine Arbeit; überdies ist die Faser 
ebenso gut wie der beste Hanf. 
Die mannigfaltigen Versuche, die 
heimische Brennessel als vollständigen 
Baumwollersatz zu benützen, sind 
Die Erstkommunikantinnen von filtmünster im Bchloßpark zu Ebenzweier. 
sern noch zart und biegsam sind. Man 
schneidet die Pflanze mit einer Sichel 
am besten frühmorgens, solange sie 
noch taufeucht ist und infolge davon 
die Brennwirkung der Haare noch 
minimal erscheint. Die Nesseln müssen 
daicht über dem Boden abgeschnitten 
werden, aber dabei dürfen unbedingt 
die Wurzeln nicht verletzt werden. Die 
abgeschnittenen Stiele werden zwei 
Tage lang auf dem Acker getrocknet 
und dann entblättert. Gegenüber dem 
hanf besitzt die Brennessel manche Vor— 
selbstverständlich noch nicht abgeschlos— 
sen, doch hat sich schon bisher die 
zroßindustrielle Verwenoͤbarkeit der 
Nessel hinreichend bewiesen, zu lösen 
bleibt nur mehr die Frage der Renta— 
hilität. Das ist nun selbstverständlich, 
daß, wenn diese Gespinstpflanze die 
Trägerin einer großen Industrie sein 
soll, sie nicht gesammelt werden kann, 
sondern aufgebaut werden muß. Nach 
den wertvollen Erfahrungen des Pro— 
fessors der Anatomie und Physiologie 
der Pflanzen Dr. Oswald Richter eig—
	        
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