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suchung furchtbares Leid und unbe—
schreiblichen Kummer brachten. Zuletzt
bhewies mir die weltliche Gerechtigkeit
bis aufs Haar, daß ich über alle häus—
lichen Verhältnisse meines Herrn wohl
unterrichtet war, daß man mir das
größte Zutrauen geschenkt, ja die ein—
zige Tochter anverlobt habe, und ich,
der Undankbarste, hätte in eben dersel—
ben Nacht, als ich die Verlobung mit
der Tochter des größten Wohltäters
und edelsten Freundes feierte, ihn töd⸗
lich verwundet und beraubt. Man
hrachte mir unwiderlegliche und ge—
gefunden hatte. — In der Not lernt
man beten, das erfubr ich nun an mir
selbst. 5 i
Es wurde mir klar, daß meine qual⸗
volle Lage eine gerechte Strafe für mei—
nen Wortbruch se.
Endlich nahte der Tag meiner letz—
ten Verhörung, der zugleich mein Ur⸗
teil bringen sollte. In jener Nacht vor
dem letzten Verhöre alterte ich um die
Hälfte meines Lebens; dieses selbst
hatte keinen Reiz mehr für mich, und
mit Freude erwartete ich den Tod,
meinen einzigen Retter und Befreier
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Die Glockenabnahme in Pettenbäch.
naue Beweise, wie ich sofort noch in
derselben Nacht die Flucht ergriff, wie
ich meine Flucht besonders durch die
Benützung der Seiten- und Neben—
wege zu beschleunigen suchte, und wie
ich schon früher den Plan und das
ganze Verbrechen gut überdacht hätte,
da ich um Urlaub in meine Heimat
gebeten. Unnütz und ohne allen Er—
folg war meine Versicherung, daß mir
dieses alles nur ein Rätsel, als ein
verhängnisvoller Zufall workomme,
denn der größte Beweis, die wert—
vollen Sachen nämlich, wax gegen
mich, da man dieselben ja bei mir vor—
aus dieser trostlosen und versweif—
lungsvollen Lage....
Nur ein Wunsch erfüllte noch metne
Seele, daß nämlich meine Unschuld an
den Tag komme, bevor ich stürbe, um
nicht durch diesen mir anhaftenden
Makel den Tod des feuersten Wesens
auf dieser Erde zu verursachen — mei—
ner unglücklichen Mutter, der gewiß
das Herz brechen mußte ob der Schande
ihres ungeratenen Sohnes. Wenn sich
der allmächtige Gott noch im letzten
Augenblicke meiner erbarmt, so sprach
ich zu mir selbst, und mir ein Wun—
der seiner Güte zukommen läßt, —